rv DÜSSELDORF. Mit knapp 40 000 Teilnehmern aus 75 Ländern und 1 778 Ausstellern aus 34 Ländern knüpfte die 26. Internationale Immobilienmesse Expo Real vom. 7. bis 9. Oktober in München in etwa an die Teilnehmerzahlen des Vorjahres an. Nur die Zahl der Aussteller war mit 1 856 aus 36 Ländern damals noch etwas höher. Zudem ist die starke Verunsicherung des vergangenen Jahres inzwischen offenbar einem vorsichtigen Optimismus gewichen.
Dazu dürften zweifellos die ersten Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die spürbare Absenkung der Teuerungsraten beigetragen haben. Nach Einschätzung von Miki Yokoyama, Geschäftsführerin bei Aurum Impact Invest, beginnt sich die Immobilienbranche mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Booms offenbar mit den veränderten Marktbedingungen zu arrangieren. Zwar standen nach ihren Worten unvermindert „konjunkturelle Fragen rund um Wirtschaftlichkeit und Nachfrage natürlich stark im Fokus“, zumal die wirtschaftliche Lage hierzulande in der nächsten Zeit herausfordernd bleibt. Hohe Stromkosten und steigende Lohnkosten belasten den Wirtschaftsstandort Deutschland.
„Dennoch richtete sich der Blick vorsichtig optimistisch in die Zukunft“, konstatiert Miki Yokoyama mit Blick auf die Tatsache, dass in den Hallengängen der Wille der Branche deutlich spürbar war, die Zukunft aktiv und positiv mitzugestalten. In volatilen Zeiten des exponentiellen technologischen Wandels gelte es, das Bauen von Morgen aktiv zu gestalten und heute die richtigen Impulse für eine nachhaltige Zukunft zu setzen. Kapital alleine reiche für diese Aufgabe nicht aus.
Mit Blick auf diese Aufgaben sah Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, die diesjährig Expo Real mit ihren umfangreichen Konferenzprogrammen und den Plattformen für Themen wie Transform & Beyond sowie dem Sustainable Construction Hub gut aufgestellt. „Aspekte wie Bauen im Bestand, Digitalisierung und Nachhaltigkeit wurden im Konferenzprogramm und an den Messeständen intensiv diskutiert“, wie er berichtet. Das stimmt ihn zuversichtlich, „dass die Branche die aktuelle Phase erfolgreich meistern wird“. Jedenfalls die Unternehmen, die in der nächsten Zeit nicht mit der Prolongation ihrer Darlehen zu höheren Zinsen und einem höheren Eigenkapitalanteil konfrontiert sein werden. Hier dürfte Eigenkapital denn auch sehr gefragt sein und tatsächlich zur Problemlösung beitragen.
Vor diesem Hintergrund sieht Fabian Hellbusch, Leiter Marketing und Kommunikation bei der Union Investment Real Estate, zumindest im Core-Segment „die Talsohle erreicht“, da hier die Immobilien nicht mehr günstiger würden. In anderen Bereichen sieht er diesen Punkt noch nicht erreicht: „Was es nun noch mehr braucht, sind Live-Events und experimentelle Formate, die mutig den Blick auf die Chancen im sich ankündigenden neuen Marktzyklus richten und, die die vielfältigen Marktakteure zu neuen Denkweisen und Lösungsansätzen inspirieren“, blickt er in die Zukunft. Auch Hellbusch konzediert der Expo Real, dass sie mit dem Transformationsbereich Transform & Beyond „eine erste kluge Antwort auf die entstandene Bedarfslücke gegeben und ihre eigene Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt“ habe.
Aus Sicht von Christopher Mertlitz, Head of European Investments bei W. P. Carey, schien die diesjährige Expo Real „den Anfang vom Ende der Anpassungsphase auf den Immobilieninvestmentmärkten zu markieren“. Diese leichte Entspannung führt er auf die Tatsache zurück, dass die Zentralbanken weltweit damit begonnen haben, die Zinsen wieder zu senken. Dadurch sei die Stimmung unter den Messebesuchern – gemessen am vergangenen Jahr – weitgehend positiv gewesen. Damit dürfte sich die Hoffnung aus dem Jahr 2023, dass im Jahr 2024 wieder mehr Klarheit besteht, erfüllt haben.
Für Christopher Mertlitz war es deshalb „großartig, erneut mit so vielen Marktteilnehmern aus der ganzen Welt zusammenzukommen, um das Potenzial für neue Deals und die allgemeine Marktstimmung zu diskutieren, während wir uns auf die letzten Monate des Jahres zubewegen“. Dabei hätten sich einige Diskussionen mit der Frage befasst, wann die Transaktionsaktivitäten wieder anziehen könnten. Nach dem Leitspruch der Messeteilnehmer im Vorjahr „Survive till 25“ würden viele nun „sehr vorsichtig auf ‚Thrive in 25‘ schauen.
Auch für das Geschäft des Sale-and-Lease-back-Spezialisten W.P. Carey ist Mertlitz für das Jahresende und bis in das Jahr 2025 hinein optimistisch, dass es dem Unternehmen gelingen werde, neue Deals zu identifizieren: „Wir gehen davon aus, dass das Sale-Leaseback-Modell weiterhin attraktiv bleiben wird, da Unternehmen es als Instrument nutzen, um Liquidität aus ansonsten illiquiden Vermögenswerten freizusetzen.“