Peek & Cloppenburg Düsseldorf

Die Höhe der Mieten entscheidet über die Profitabilität der Standorte

Der Fokus liegt auf dem stationären geschäft. Foto: PuC Jelle Draper

rv DÜSSELDORF:Kurz vor Ende des dreimonatigen Schutzschirmverfahrens Ende Mai meldet sich die Geschäftsführung der Mode-Kette P & C Düsseldorf mit einem Zwischenstand. Bis Ende des Monats, wenn die Zahlungen der Agentur für Arbeit an die Mitarbeiter auslaufen, will die Geschäftsführung die wesentlichen Weichen für die Sanierung des Unternehmens gestellt haben. Mit der erwarteten Eröffnung des Verfahrens am 1. Juni 2023 durch das Amtsgericht Düsseldorf ist geplant, das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung fortzusetzen. Ab Juni müssen die Gehälter der Mitarbeiter wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb bezahlt werden.

Nach den Worten von Rechtsanwalt Dirk Andres von der Kanzlei Andres Partner, der in diesem Verfahren als Restrukturierungsgeschäftsführer neben der Geschäftsführung der Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf (P&C) fungiert, wurde in den vergangen beiden Monaten bereits vieles angestoßen. Im weiteren Verfahrensverlauf soll die Neuaufstellung des Unternehmens vorangetrieben und der Sanierungsplan, der alle Details zur Neuaufstellung der Mode-Kette sowie eine Einigung mit den Gläubigern vorsieht, weiterentwickelt werden.

Das gemeinsame Ziel besteht nach dem jüngsten Zwischenbericht der P&C-Geschäftsführung darin, die Verfahren der von der Insolvenz betroffenen Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf und der Einkaufsgesellschaft Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG bis spätestens Ende 2023 abzuschließen. Die Herren-Mode-Kette Anson’s ist nicht von dem Schutzschirmverfahren betroffen.

Dabei geht es nach den Worten von Steffen Schüller, Geschäftsführer und CFO von P & C Düsseldorf vor allem darum, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, zum einen durch eine Neuaufstellung der Organisation und zum andern durch eine deutliche Kostenreduzierung, die vor allem durch einen Stelleabbau erreicht werden soll. Wie Rechtsanwalt Andres bereits zu Beginn des Schutzschirmverfahrens angekündigt hatte, ist vor allem ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen, notwendig.

So werden künftig etwa 350 von insgesamt gut 1 500 Arbeitsplätze in den Düsseldorfer Zentralbereichen wegfallen, wobei mit gut 200 von rund 800 Stellen der größte Anteil auf die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf entfallen wird. Wie erneut versichert wird, sind die etwa 6 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 67 Mode-Kaufhäusern nicht vom Personalabbau betroffen. Im Gegenteil: Ziel der Sanierungsmaßnahmen ist es, das stationäre Geschäft zu stärken. Dazu gehört auch, den „stationärer Fußabdruck“ weiter wachsen zu lassen, wie Geschäftsführer Thomas Freude es ausdrückt. Deshalb werden demnächst neue Geschäfte in Bonn und Berlin eröffnet.

Mit Blick auf den geplanten Personalabbau in der Verwaltung können nach Unternehmensangaben zahlreiche Arbeitsplätze „unter Berücksichtigung von Eigenkündigungen, Befristungsabläufen und Probezeitkündigungen abgebaut werden“. Das Gros der übrigen betroffenen Mitarbeiter erhalten in enger Abstimmung mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss und dem vorläufigen Sachwalter das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, in der sie auf eine neue berufliche Zukunft vorbereitet werden sollen. Auch wenn diese Maßnahme im Zuge der Restrukturierung unvermeidbar sei, so Freude, sei dieser Schritt der Geschäftsführung nicht leichtgefallen. Zumindest will man den Betroffenen den Übergang in ein neues Beschäftigungsverhältnis erleichtern. Sofern die Klagen des Einzelhandels über den Fachkräftemangel stimmen, dürften die Perspektiven nicht allzu schlecht sein.

Einrichtung einer Transfergesellschaft

Zu den ganz wichtigen Gesprächen im Zuge der Sanierungsmaßnahmen gehören auch die Verhandlungen mit den Vermietern, „um vor dem Hintergrund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklungen marktgerechte Konditionen“ auszuhandeln, wie Restrukturierungsgeschäftsführer Andres anmerkt. Denn die Höhe der Mieten entscheidet nach seinen Worten ganz maßgeblich über die Profitabilität der einzelnen Standorte. Nach Feststellung des Handelsverbands Textil, Schuhe, Lederwaren (BTE) haben gerade Großbetriebe in teuren Frequenzlagen überdurchschnittlich stark unter den Corona-Beschränkungen gelitten und viele hätten noch nicht wieder das Umsatzniveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Wegen der Deckelung der Hilfszahlungen für die umsatzstarken Ketten haben diese laut BTE oft nur einen Bruchteil ihrer angefallenen Verluste beispielsweise durch hohe City-Mieten erstattet bekommen.

Laut Andres erweisen sich die Gespräche an einigen Standorten bisher allerdings als nicht zufriedenstellend. Dabei sei es „wichtiger denn je, dass wir jedes Verkaufshaus kostendeckend betreiben“. Zumal die hohe Inflationsrate bei Lebensmitteln sowie die deutlich gestiegenen Preise für Energie und Treibstoff die Kaufkraft der breiten Bevölkerung aufzehren und die Konsumstimmung dämpfen. So erwarten beispielsweise der Handelsverband Deutschland (HDE) und die GfK keine großen Impulse vom privaten Konsum. Deshalb dürften auch langfristig orientierte Vermieter ein Interesse daran haben, den Standort nicht durch unrealistisch hohe Mieten zu gefährden.

Peek & Cloppenburg Düsseldorf betreibt neben den 67 Mode-Kaufhäusern in Deutschland europaweit weitere knapp 100 Stores, beschäftigt 16 000 Mitarbeiter und ist damit in 16 europäischen Ländern präsent. Neben Düsseldorf hat das Unternehmen einen weiteren Hauptsitz in Wien. Peek & Cloppenburg in Österreich ist von der Insolvenz aber nicht betroffen. Zudem betreibt die Mode-Kette fünf Online-Shops als wesentliche Bestandteile der Multibrand-Omnichannel-Strategie, die unter den Corona-bedingten Zwangsschließungen seit 2021 forciert wurde, aber nicht zu den erhofften Ergebnissen führte. Denn die Ausweitung der Online-Aktivitäten war mit erheblichen Investitionen in Personal-, Sachmittel und Marketing in dreistelliger Millionen-Höhe verbunden, die sich am Ende nicht rechneten.