Geldpolitik

Die Grenzen sind längst erreicht

Foto: EZB

Ende 2017 wurde viel über den „schwarzen Schwan“ diskutiert, also das unerwartete Ereignis, das den Immobilienboom abrupt beenden könnte. Damals ging die US-Notenbank Federal Reserve bei ihrer Zinspolitik den Weg der Normalisierung und peilte mittelfristig eine Zielmarke von etwa 3,0% an. Die Erwartung, dass sich auch der Euro-Raum dem Trend bei den Zinsen nicht entziehen könnte, schien realistisch. Das hätte den Aufwärtstrend im Immobilienmarkt zweifellos abgebremst und einen Prozess der Normalisierung eingeleitet.

Wir wissen drei Jahre später, dass es so nicht gekommen ist. Das liegt aber nicht nur an den weltwirtschaftlichen Risiken, sondern an der Konstruktion der Euro-Zone mit ihren überschuldeten Mitgliedsstaaten, die sich hohe Zinsen nun mal nicht leisten können. Wenn der Zinssteigerungsdruck zu hoch wurde, hat der frühere EZB-Präsident Mario Draghi bislang immer einen „schwarzen Schwan“ hervorgezaubert, der eine Anhebung der Zinsen gerade nicht zuließ. Meist war es die zu niedrige Inflationsrate – auch wenn die eigentlich niemandem schadetet. Entsprechend war zuletzt auch sein Abschiedsgeschenk.

Mit dem Coronavirus, das sich immer weiter ausbreitet, gibt es nun aber einen unübersehbaren „schwarzen Schwan“, der die Weltwirtschaft zweifellos beeinträchtigen wird. Tausende abgesagte Flüge, 250 weltweit abgesagte Messen, Unternehmen, die ihre Mitarbeiter sofort zur Heimarbeit nach Hause schicken, sobald es nur einen Infektionsfall gibt, und die niemanden mehr unnötig auf Reisen schicken, werden die konjunkturelle Entwicklung zweifellos beeinträchtigen.

Dass angesichts von Lieferengpässen am Produktionsstandort Asien nun über die Grenzen und Risiken einer überdehnten Globalisierung diskutiert wird, ist zweifellos sinnvoll. Zumal, wenn man das Thema Klimaschutz mit Blick auf die langen Transportwege ernst nimmt. Wenig sinnvoll ist es aber, jetzt auf die Notenbanken zu blicken und nach Zinssenkungen zu rufen. Dass dies nicht wirkt, hat die übereilte Zinssenkung der US-Notenbank am 3. März belegt. Die Kurskorrekturen an den Aktienmärkten konnte sie nicht bremsen – im Gegenteil.

Es ist an der Zeit, dass sich die Notenbanker mit den offenkundigen Grenzen der Geldpolitik auseinandersetzen. Kein Unternehmen, das jetzt ausloten muss, wie weit das Coronavirus die Wirtschaft und seine Geschäfte beeinträchtigt, fährt seine Investitionen hoch, nur weil die Kredite einen Prozentpunkt günstiger sind. Insofern ist es sinnvoll, dass auch die EZB die Zinsen nicht weiter lockert.

Die Geldpolitik ist schon so überdehnt, dass sie nur noch Spekulanten nützt und den verantwortungslosen Regierungen, die sich billig weiter verschulden können. Davon wurde auch in der Euro-Zone viel zu viel Gebrauch gemacht. Und auch der Immobilienbranche nutzt es wenig, wenn branchenfremde Investoren den Markt antreiben, nur weil sie anderswo gar keine Renditen mehr erzielen können.