Überseequartier Hamburg

Die ersten Großmieter stehen nun fest

Blick auf das Überseequartier. Visualisierung: URW

Nach unzähligen, unbeantwortet gebliebenen Journalistenanfragen sind jetzt Neuigkeiten über die ersten großen Mieter des neuen Überseequartiers in der Hamburger HafenCity bekannt gegeben worden.

Aus den Bereichen Einzelhandel und Unterhaltung werden Legoland und Kinopolis sowie ein Rewe-Markt und die Drogerie-Kette Budnikowski in das neue Hamburger Quartier ziehen, das im Jahr 2023 eröffnet werden soll.

Dann soll auch das Legoland Discovery Center auf 3 400 qm im Einkaufszentrum seinen dritten deutschen Innen-Spielplatz eröffnen, einen der größten in Europa. Das Lego-Erlebnisland wird ein wichtiger Baustein des Freizeitkonzepts im Überseequartier werden. Eine Million Legosteine sollen in verschiedenen Themengebieten wie Fahrgeschäften oder Modellbauworkshops verbaut sein. Betreiber ist der globale Eventkonzern Merlin Entertainment.

Die Indoor-Attraktion gibt es in Deutschland bislang nur in Berlin und in Oberhausen. Zwei weitere befinden sich in Großbritannien und eine in Istanbul. Das Lego-Angebot soll Publikum in das Center locken in einer Zeit, in der weite Teile des Einzelhandels über geringere Frequenzen und Umsätze klagen. Doch bisher leiden auch Publikumsmagneten wie die Modelleisenbahn in der HafenCity unter Corona und sind kaum mehr profitabel. Mit den Lockerungen dürfte sich das aber wieder bessern.

Ein weiterer starker Anziehungspunkt wird ein Premium-Multiplex-Kino sein, das der Betreiber Kinopolis auf 10 000 qm eröffnen wird. Mit zehn Sälen und mehr als 2 300 Sitzplätzen wird es das größte Kino Hamburgs sein. Ein architektonisches Highlight bildet dabei das von einer markanten Deckenkonstruktion überspannte 1 000 qm große Foyer, eine ideale Location für Premieren-Feiern.

Groß und besonders will sich auch der Lebensmitteleinzelhändler Rewe präsentieren, der auf 3 000 qm eine sogenannte Flagship-Filiale mit Metzgerei, Fischtheke und Kaffeerösterei plant und damit nach eigenen Angaben ein völlig neues Supermarktkonzept präsentieren möchte. Der Fokus soll auf Frische, Lokalität und Spezialitäten liegen. An einzelnen „Workpoints“ sollen die Zubereitung von Produkten gezeigt und Verkostungen angeboten werden. Die Filiale wird die Rolle eines Nahversorgers im Quartier und im Umfeld der HafenCity übernehmen.

Besondere Einkaufserlebnisse durch ein neuartiges Verkaufskonzept soll es auch bei der Drogeriemarktkette Budnikowski geben. Die Filiale ist als Aushängeschild des Unternehmens geplant; auf 800 qm wird die gesamte Produktpalette gezeigt und dabei die lokale Tradition des Hamburger Unternehmens hervorgehoben.

„Unsere Mietpartner werden bei uns auf großen Flächen mit übergroßen Schaufenstern außergewöhnliche Konzepte und ihre ganzen Produktwelten präsentieren“, bestätigt Andreas Hohlmann, Deutschland-Geschäftsführer des Bauherrn Unibail-Rodamco-Westfield (URW) die Zielrichtung. „Wer hierherkommt, soll nach dem Einkaufsbummel oder dem Legoland-Besuch noch in einer der vielen Gastronomien einkehren und spontan ins Kino gehen können“.

Rewe plant in Hamburg eine Flagship-Filiale

Während die Hamburger City große Schritte in Richtung Autofreiheit macht, um die Qualität des öffentlichen Raums zu verbessern, stehen in der Tiefgarage des Überseequartiers 2 500 Parkplätze zur Verfügung, die sich Besucher aber mit Bewohnern, Büroangestellten und Hotelgästen teilen müssen. Für Erreichbarkeit werden auch eine U-Bahn-Station, Mobilitätsservices und 3 500 Fahrradstellplätze sorgen.

Eigentlich sollte das neue Quartier bereits Ende 2021 öffnen. Dann war die Eröffnung auf 2022 verschoben worden. Jetzt peilt URW die Eröffnung für 2023 an. In der Zwischenzeit ist das 67 000 qm große Areal aus der Erde herausgewachsen. Im Baufeld Nord ist das erste Obergeschoß erreicht, im Baufeld Süd laufen noch die Arbeiten im ersten Untergeschoss.

Das Vorhaben ist mit 14 Gebäuden, übereinander geplanten Nutzungen und 419 000 qm Gesamtfläche hoch komplex. Am 10. Juni 2021 wurde es als erstes Großprojekt mit dem DGNB Vorzertifikat für nachhaltige Baustellen ausgezeichnet. Neben 650 Wohnungen (zwei Drittel wurden an den Entwickler DC Development verkauft), wird es drei Hotels mit 830 Zimmern geben. Betrieben werden sie von der Accor-Gruppe. Entstehen sollen auch 48 000 qm Büroflächen für 4 000 Mitarbeiter und ein Kreuzfahrtterminal. Hinzu kommen etwa 40 Gastronomie-Konzepte, von Sportbars über bekannte Ketten bis zum Sterne Restaurant, dazu Kulturangebote und regelmäßige Events. In Planung ist auch ein Gesundheitszentrum, kombiniert mit Schönheits- und Fitnessangeboten.

„Hier entsteht eine Stadt in der Stadt, in der das Einkaufen nicht mehr im Vordergrund steht“, sagt Andreas Bartmann, Präsident des Handelsverbandes Nord, „sondern Spaß, Kultur, Genuss, öffentliche Wahrnehmung - und dieses in einer einmaligen Lage am Wasser“ (Visualisierung: URW). Brigitte Engler, Citymanagerin und Vorstandsmitglied im Tourismusverband ist überzeugt, dass „das neue Einkaufszentrum in der geplanten Größenordnung ein autarkes Center sein wird, das keine Anbindung an die Kern­City mehr benötigt“.

Nach Angaben von URW laufen die Vermietungsaktivitäten gut. Angeboten werden soll „ein europaweit einzigartiger Mix aus internationalen, nationalen und lokalen Marken“. So stand es allerdings schon in früheren Verlautbarungen des Unternehmens. Nähere Angaben insbesondere über den Vermietungsstand im Textilbereich werden weiterhin nicht gemacht. Dass der Mode-, genauso wie der Kaufhausbereich derzeit schwierig ist, ist hinlänglich bekannt. In (unbestätigten) Berichten wurden häufig die Kauhauskette Breuninger, die französische Nobelmarke Galeries Lafayette und die Kaufhauskette John Lewis & Partners genannt.