Passantenfrequenz

Die Cities haben sich schon wieder gefüllt

So voll waren die Straßen vor Corona. Foto: Hystreet.com

rv DÜSSELDORF. Nachdem während des Shutdowns immer mehr Einkäufe ins Internet verlagert wurden, stellte sich für viele Innenstadt-Händler die bange Frage, ob und wie schnell die Konsumenten in die Einkaufslagen zurückkehren werden, wenn Restriktionen wie Einkauf nur mit Termin oder mit negativem Corona-Test wegfallen. Das Kölner Start-up-Unternehmen Hystreet.com, das mit festinstallierten Laserscannern die Frequenzdaten inzwischen in 74 Städten und an 152 Standorten kontinuierlich und automatisiert misst, gibt darauf eine erste Antwort.

Nach Auswertung der Passantenfrequenz-Daten für die vergangenen vier Wochen von Ende Mai bis Mitte Juni und insbesondere für die vier Samstage in zehn ausgewählten großen deutschen Städten kommt die Hystreet.com GmbH aus Köln in ihrer Mitteilung vom 21. Juni zu dem Ergebnis, dass sich die Fußgängerzonen mit der schrittweisen Aufhebung der maßgeblichen Corona-Beschränkungen „bundesweit wieder sehr deutlich gefüllt haben“. Viele Lockerungen starteten am 21. Mai.

Lag die durchschnittliche Passantenfrequenz in den ausgewählten zehn Städten beispielsweise im Monat Februar 2021 – also vor den ersten leichten Lockerungen im März mit Click & Meet – bei lediglich 17% des Durchschnittsniveaus, das in einem normalen Vor-Corona-Jahr erreicht wird, so erreichten die Frequenzen in den vergangenen vier Wochen schon wieder ein Niveau von durchschnittlich 72%. Dabei registrierte Hystreet.com eine stetig steigende Tendenz.

Die Ausnahme bildete der 19. Juni mit einem leichten Rückgang, der aber der Hitzewelle an diesem Samstag geschuldet war, was der aktuellen Diskussion über die Gestaltung des öffentlichen Raums in Deutschlands Innenstädten mit zu vielen klimaschädlichen Steinwüsten und zu wenig „Grün“ neue Nahrung gibt. 

Besonders bemerkenswert ist aus Sicht von Hystreet-com-Geschäftsführer Julian Aengenvoort, dass sich gerade die vom Lockdown besonders hart betroffenen Großstädte, die normalerweise stark vom Tourismus sowie von Messen und Kongressen profitieren, so schnell wieder füllen, obwohl der Städtetourismus erst langsam wieder anzieht.

Ein Beispiel ist für ihn etwa die Düsseldorfer Einkaufslage Schadowstraße (West), die an den vergangenen vier Samstagen ein durchschnittliches Niveau von 92% der Vor-Corona-Zeit erreichte. Dies ist umso überraschender als die Schadowstraße seit mehr als zehn Jahren durch Großbauprojekte wie den U-Bahn-Bau, den Bau des innerstädtischen Einkaufszentrums an der Einkaufsmeile und die aktuelle Neugestaltung der Straße stark belastet wird. Ein anderes Beispiel ist die Spitalerstraße in Hamburg mit einem Niveau von 80%.

Für Aengenvoort zeigt diese „sehr positive Entwicklung der Besucherfrequenzen eindeutig, dass bei den Menschen ein großer Nachholbedarf am Einkaufen in der Innenstadt, am Treffen in der Stadt und am öffentlichen Leben generell besteht“. Ob sich dieser Trend durch die lange Abstinenz der Bundesbürger während der Phase der Zwangsschließungen noch verstärkt, werden die weiteren Frequenzmessungen in den nächsten Wochen und Monaten zeigen – vorausgesetzt, die Lage entspannt sich in den Sommermonaten weiter.

Auch Mit-Geschäftsführer Nico Schröder findet vor diesem Hintergrund, dass der Abgesang auf „die Lebendigkeit der Innenstädte und den stationären Einzelhandel“ während der Zwangsschließungen offensichtlich zu voreilig war: „Wir sind überzeugt, die Innenstädte werden auch in Zukunft der Mittelpunkt unseres gesellschaftlichen Lebens sein – und die sehr positive Entwicklung der Passantenfrequenzen gibt uns recht“, findet er.

Mit seinen kostenfrei bereitgestellten Mess-Daten will das Kölner Start-up-Unternehmen Hystreet.com für mehr Transparenz sorgen, um mit Hilfe von Fakten über die Frequenz in den Einkaufslagen Vermutungen zu zerstreuen. Denn laut Aengenvoort können von den Hystreet-Daten alle Akteure der Innenstädte wie Einzelhändler, Investoren, Stadt- und Verkehrsplaner, Handelsforscher, Marketingprofis und Innenstadtbesucher profitieren. Und gerade in der aktuell sehr schwierigen Zeit der Pandemie könnten die Daten eine wichtige Diskussionsgrundlage für Experten und Politik bieten.