Logistik-Branche und Corona-Krise

Die Branche zeigt ein gegensätzliches Bild

Foto: Logivest

rv DÜSSELDORF.Auch die Logistik-Branche blickt nach dem Ausbruch und der schnellen Verbreitung der Corona-Virus-Infektion auf die weltweite Entwicklung. Nach einer Blitz-Umfrage des Immobilienberaters Colliers International unter den Marktakteuren aus der Transport- und Logistikbranche, dem Handel, den Herstellern, Projektentwicklern und Investoren zeigt sich bislang ein sehr heterogenes Bild.

Nachdem zunächst etwa die Hälfte der Logistikimmobilien-Akteure noch davon ausging, dass die Nachfrage nach Logistikflächen konstant bleiben würde, zeigten die eingeleiteten Maßnahmen der Bundesregierung nun, dass die Lagerkapazitäten der Lebensmittelhändler, Pharmalogistiker und Online-Händler hochgefahren werden. Zudem teilt Colliers International mit, dass die aktuelle Nachfrage bedingt durch die Corona-Krise deutlich gestiegen sei.

Laut Peter Kunz, Head of Industrial & Logistics EMEA bei Colliers International, erwarten vor allem Online-Händler wie Amazon durch die derzeitigen Einschränkungen beim Verkauf von Gütern des mittel- und langfristigen Bedarfs (Nonfood-Artikel) in der nächsten Zeit einen starken Anstieg der Bestellungen. Auch viele stationäre Händler aus dem Nonfood-Bereich, die derzeit nicht öffnen dürfen, setzen auf ihre Multi-Channel-Strategie und werben mit Online-Bestellungen.

Das führt zu einem zwiespältigen Bild: Während es im Bereich Lagerlogistik und der lokalen Produktion von Bedarfsgütern derzeit boomt und sich die Produktion im eigenen Land mit kurzen Lieferwegen als Vorteil erweist, häufen sich die Meldungen über vorläufige Werksschließungen bei Volkswagen, Daimler und Co. Die Lieferengpässe insbesondere der Automotive-Branche sind demnach überwiegend auf die stockenden Importe aus dem Ausland insbesondere aus China zurückzuführen. Hier erweist sich die Fokussierung auf nur ein Land als Nachteil.

Laut Umfrage sagten 41% der Marktakteure, vor allem Projektentwickler und Investoren, dass sie keine Einschränkungen verzeichnen, 15% gaben an, dass sie Vorkehrungen getroffen haben für vorsorgliche Maßnahmen wie Reiseeinschränkungen, Home-Office und erhöhte Hygienemaßnahmen. Auch die Umstrukturierung von Prozessen oder die Suche nach alternativen Zulieferern sind für sie ein Thema. Nur 2% gaben an, dass sie Projekte vorerst komplett eingestellt haben und den weiteren Verlauf beobachten wollen. Das galt laut Colliers International vor allem für Händler, wahrscheinlich aus der Nonfood-Branche, und das produzierende Gewerbe. 15% der Unternehmen aus dem Bereich Transport und Logistik verzeichnen spürbare Einschränkungen im Liefer- und Warenverkehr. 9% der Logistikunternehmen haben im Zuge der aktuellen Entwicklungen Prozesse umstrukturiert.

Laut Kunz haben die vergangenen Tage und Wochen gezeigt, dass die Abhängigkeit von Güterimporten aus nur einem Land der eigenen Wirtschaft im Wege steht und daraus Lehren gezogen werden müssten. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet deshalb ein kurzfristiges Umdenken bei den Handelsbeziehungen mit China und 21% erwartet sogar langfristige Auswirkungen.