Frequenzmessungen

Deutliche Erholung nach den Lockerungen

Den höchsten Frequenzzuwachs verzeichnete die Zeil Mitte. Foto: IREBS

rv DÜSSELDORF. Die bange Frage, ob sich die Bundesbürger während der Zwangsschließungen aus Bequemlichkeit an den Online-Kauf gewöhnen und den Innenstädten vermehrt den Rücken zukehren, dürfte nach Aufhebung aller Beschränkungen inzwischen beantwortet sein. Der Marktanteil des Online-Handels liegt zwar immer noch über Vor-Corona-Niveau, doch war die Umsatzentwicklung zuletzt rückläufig. Im Gegenzug erholen sich die Besucherströme in den Innenstädten seit den Shutdowns zunehmend.

So registrierte das Kölner Analyse- und Beratungsunternehmen Imtargis in seinem jüngsten Frequenzreport 2022 eine deutliche Erholung gegenüber dem von Corona-Maßnahmen geprägten Jahr 2021: „Über alle Städte hinweg, in denen sowohl 2021 als auch 2022 gezählt wurde, stieg der Wert um durchschnittlich 33%“, heißt es hier. Bei diesen Zahlen beruft sich das Unternehmen auf die regelmäßigen digitalen Frequenzmessungen durch 193 Highstreet-Zähler in 79 Städten von Highstreet.com. Damit wurden 2022 laut Imtargis 20 Städte und 106 Zähler mehr als im Frequenzreport 2020 berücksichtigt.

Die Folgen der Zwangsschließungen und der sonstigen Beschränkungen wie Maskenpflicht und Besucherzahlbegrenzungen zeigten sich laut Frequenzreport sowohl im Verlauf des Jahres 2021 als auch noch zu Beginn des Jahres 2022 in allen untersuchten Städten in Form von signifikanten Einbrüchen bei den Besucherzahlen. Genauso stiegen die Passantenfrequenzen im Zuge der Lockerungen aber auch wieder sprunghaft an.

Für die A-Städte, wozu München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt und Stuttgart gehören, registrierten die Hystreet-Mess-Stationen 2022 einen Zuwachs von 38% gegenüber dem Vorjahr. Für die B-Städte, die von Hannover mit der höchsten Frequenz von 5 373 gezählten Personen pro Stunde angeführt wird, wurde sogar ein Anstieg von 42% ermittelt. In den C-Städten, die von Saarbrücken mit 3 510 Passanten pro Stunde angeführt werden, lag das Plus bei der Besucherzahl mit 33% genau auf dem Durchschnitt aller erfassten Städte. Die D-Städte mit einem Plus von 27% führt die Stadt Ulm mit 3 072 Passanten pro Stunde als Spitzenreiter an.

Des Weiteren ermittelten die Forscher von Imtargis, dass in 16% aller untersuchten Städte bereits 2022 schon wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht werden konnte. In den A-Städten wurde das Niveau von 2019 sogar in 24% der Städte erreicht oder sogar übertroffen. Als Beispiel wird hier die Schadowstraße (West) in Düsseldorf genannt, in der die Passantenfrequenz mit + 22% über Vor-Pandemie-Niveau lag.

Allerdings war die Einkaufslage vor der Pandemie durch massive Baumaßnahmen und die Neugestaltung der Fußgängerzone sehr belastet. Die Bauarbeiten waren erst 2022 abgeschlossen, so dass die Zahlen im Grunde über dem Vor-Corona-Niveau liegen mussten. Den höchsten Frequenzzuwachs gegenüber 2021 registrierte Imtargis im Vorjahr in der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil Mitte mit 85%.

Bayerns Metropole München erreichte 2022 mit 6 745 Passanten pro Stunde – wie bereits 2020 – zwar wieder die höchste durchschnittliche einzelhandelsrelevante Passantenfrequenz aller Städte und verzeichnete damit gegenüber 2021 ein Plus von 62%, doch blieb die Haupteinkaufslage Kaufinger Straße damit immer noch um 24% unter dem Niveau von 2019 zurück. Womöglich deutet dies darauf hin, dass auch der (internationale) Tourismus noch nicht wieder sein altes Niveau erreicht hat. Zudem fehlen – aus gegebenem Anlass – auch viele Touristen aus Russland.

Für die Haupteinkaufsmeile in Köln, die Schildergasse West mit durchschnittlich 5 713 Passanten pro Stunde registrierte Imtargis gegenüber 2021 ein Plus von 55%, in der Hannoveraner Georgstraße ein Plus von 50%. In Saarbrückens Innenstadt legte die Frequenz gegenüber 2021 um 34% zu und in Ulm um 37%.

Für den Dortmunder Westenhellweg Mitte wurde mit durchschnittlich 4 539 Passanten pro Stunde ein Zuwachs von 79% ermittelt. Damit übertraf die Frequenz in der Stadt aus der Riege der B-Städte zudem den Vor-Corona-Wert um 12%. Und auch Mannheim konnte wieder an das Niveau von 2019 anknüpfen, währen die Essener Haupteinkaufslage um 21% unter dem Vor-Corona-Niveau zurückblieb. Insgesamt hat in der Kategorie der B-Städte laut Studie etwa jede fünfte (20%) das Vor-Corona-Niveau inzwischen wieder erreicht.

In der Stadtkategorie C konnten 8% der Städte das Passanten-Niveau von 2019 wieder erreichen, wobei die Studentenstadt Freiburg mit einem Plus von 32% ganz vorne lag. In den D-Städten kamen laut Studie bereits 13% der Zählstandorte mindestens wieder auf das Vor-Corona-Niveau.

Ein weiteres Ergebnis des Reports ist, dass die Frequenz im Wochenverlauf stetig zunimmt. Nach einem schwachen Montag und Dienstag wird schließlich am Samstag der Höhepunkt erreicht – zweifellos, weil viele Menschen dann frei und Zeit für Erledigungen haben.

Um die die Frequenz außerhalb des Wochenrhythmus zu steigern, sind laut Studie aber auch Stadtfeste, Jahrmärkte und ähnliche Veranstaltungen geeignet. Hier nennt Imtargis das Stadtfest, das am 20 August 2022 in Eutin für mehr Frequenz gesorgt hat. Zugkraft entfaltet auch der Black Friday, der als Auftakt für das Weihnachtsgeschäft gesehen werden kann. „Hier werden regelmäßig Spitzenwerte in den Passantenfrequenzen für den Freitag erzielt. Anschließend bleiben die folgenden Wochen auf einem ähnlich hohen Niveau“, heißt es dazu. In der Kaufinger Straße in München zeigten die Mess-Zahlen während des Weihnachtsgeschäfts bei der einzelhandelsrelevanten Passantenfrequenz 2022 ein Plus von 42%.