City-Logistik

Der umweltfreundliche Weg zum Kunden

City Hub in Frankfurt/Main. Foto: DHL

Durch den wachsenden Online-Handel hat sich die Lage in vielen Innenstädten stark verändert: sinkende Frequenzen und seit der Beschleunigung durch die Zwangsschließungen auch mehr Leerstand. Allenthalben wird diskutiert, wie die Lücken zu füllen sind und wie Stadt und Handel gegensteuern können. In diesem Umfeld loten Online-Händler und Logistikunternehmen die Möglichkeiten aus, ihre City-Logistik in den Innenstädten zu etablieren. Damit befasste sich auch die neue Publikation „Logistik auf der letzten Meile Real-Labor Stadt,“ die die Initiative Logistikimmobilien Logix zur Expo Real vorgestellt hat.

Wie auch der Sprecher der Logix Initiative, Malte-Maria Münchow, mit Blick auf die Studie betont, gehört die Zukunft der Innenstädte derzeit mit zu den drängendsten Herausforderungen für Städte und Gemeinden. Aus Sicht der Logistikbranche steht dabei die Frage, wie sie eine zuverlässige logistische Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung sicherstellen kann, im Vordergrund. In diesem Kontext soll die Studie Logistik auf der letzten Meile – Real-Labor Stadt, neben einer umfassenden Analyse des Status Quo auch zukunftsgerichtete Lösungsansätze bieten und einen wichtigen Beitrag zum Dialog zwischen den Stakeholdern leisten.

Denn auch bei diesem Thema gibt es nicht die eine Lösung, die alle Probleme bei der schwierigen und kostspieligen Lieferung auf der letzten Meile in die Stadt- und in die Wohngebiete leistet. So untersucht die Logix-Studie die innovativen Konzepte in den Bereichen Verkehr, Immobilien und Infrastruktur für die Gestaltung der Innenstädte und wie dabei die Klimaschutzziele erreicht werden können: „Konkret werden die Herausforderungen für die erfolgreiche Bewältigung der letzten Meile anhand neuartiger Gebäudekonzepte und autoarmer, grüner Quartiere diskutiert“, schreiben die Autoren Michael Kuchenbecker von der LNC Logistic Network Consultants GmbH, Horst Manner-Romberg von der MRU GmbH, und Janine Zimmermann von Drees & Sommer.

Mit Blick auf den wachsenden eCommerce und die „zukunftsfähige“ Versorgung der Innenstädte spielen laut Manner-Romberg in der Logix-Studie innovative Liefer- und Transportlösungen eine zentrale Rolle und es werden auch Denkanstöße gegeben. Zu den Lösungen gehört, dass auf der letzten Meile zum Kunden zwar Paketsendungen, die vom Zusteller gebracht werden, noch die Regel sind, doch haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Alternativen etabliert oder sind erprobt worden. So ist die Auslieferung per Paketautomat (Foto) heute schon Standard.

Ein weiteres Thema sind mit Blick auf den Klimaschutz Zustellfahrzeuge mit alternativen Antrieben, die den Pakettransport ohne lokale Luftschadstoffemissionen oder zumindest mit reduzierten Emissionen ermöglichen. Und gut für den Lärmschutz sind die E-Fahrzeuge, deren Zahl immer mehr wird. Das gilt auch bei Lkw, auf die auch heute noch der größte Teil des innerstädtischen Lieferverkehrs entfällt. So waren laut Kraftfahrt-Bundesamt zum 1. Januar 2020 bundesweit 54 839 Lkw mit alternativen Antrieben zugelassen, davon 24 380 mit elektrischem Antrieb, wobei der Schwerpunkt hier bei den leichteren Fahrzeugen mit 3,5 t liegt.

„Das Spektrum reicht vom umgerüsteten Transporter über alternative Fahrzeuge wie dem Streetscooter (Foto) bis hin zu Mikrofahrzeugen von der Größe eines Golfbuggys mit einer Ladekapazität zwischen ein und zwei Kubikmetern“, heißt es dazu beispielhaft in der Studie. Bis freilich schwere Lkw mit Elektroantrieb in nennenswerter Zahl auf die Straße kommen, dürften noch Jahre vergehen. Beim Antrieb von Nutzfahrzeugen mit künstlich hergestellten Treibstoffen oder Wasserstoff sind die Autoren dagegen optimistisch, dass sie in wenigen Jahren verfügbar sein werden.

Elektroladestationen sind kein Problem

Auch in dem noch geringen öffentlichen Netz an Elektro-Ladestationen sehen sie kein Hemmnis für die Elektromobilität, da es die erforderlichen Ladestationen auf dem Betriebsgelände der Logistikunternehmen gibt. Hinzu kommt, dass für die Feinverteilung die Paketzustellung auf der letzten Meile auch mit Lastenfahrrädern gekoppelt ist. Für die Lastenfahrräder mussten aber viele Fahrradwege verbreitert werden. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass leichte und schwere Nutzfahrzeuge einerseits und Nutzfahrräder andererseits in Zukunft koexistieren werden.

Neben dem klimafreundlichen Transport der Ware ist nach den Worten von Janina Zimmermann bei der umfassenden Analyse der Zukunft der Städte „die Behandlung neuartiger Immobilien-Konzepte unumgänglich“, denn die Läger müssen dichter an die Städte heran bzw. hineinrücken. Das gilt aus ihrer Sicht vor allem für die Logistik, „bei der technologische sowie organisatorische Innovationen im Bereich Immobilien und Quartiere bereits vorhanden sind“. Bei diesem Thema schaut die Logix Studie vor allem auf das Thema „Nachhaltigkeit“.

Je nach Größe kann zwischen Mikro-, Midi- und Urban-Hubs unterschieden werden, wobei es bislang keine klar abgegrenzten Definitionen der verschiedenen Hub-Typen und es auch keinen typischen Hub für die Innenstadtbelieferung gibt. „So unterschiedlich die Anforderungen, Ausprägungen und Einsatzfelder dieser Hubs sind, so vielgestaltig sind die baulichen Ausprägungen“, heißt es in der Studie: „Das Spektrum reicht von Seecontainern und Wechselbrücken über Parkhäuser, Ladenlokalen in Bestandsimmobilien sowie den Neubau entsprechender Logistikimmobilien.“ Entscheidend ist allerdings die gute Verkehrsanbindung des Hubs für die unterschiedlichen Zustellfahrzeuge.

Vor allem die Nähe zu den Endkunden und die kurzen Wege ermöglichen bei der Zustellung die Kombination mit umweltfreundlichen Lieferfahrzeugen, vor allem mit E-Lastenrädern. „Hierdurch können konventionelle Lieferfahrzeuge teilweise substituiert und Quartiere für Lastenräder erschlossen werden, die bisher nur mit konventionellen Lieferfahrzeugen bedient werden konnten“, heißt es weiter. Allerdings müssen die Fahrer bei diesem Transportmittel wegen der geringeren Kapazitäten das City-Logistik-Zentrum häufiger anfahren. Andererseits kann durch den Einsatz von Lastenrädern der Weg zum Kunden verkürzt werden und auch der temporäre Halt ist bedingt durch den geringeren Flächenbedarf konfliktfreier als beim Lieferauto.

Konventionelle Nutzfahrzeuge müssen aber immer dann eingesetzt werden, wenn das Stückgut übergroß oder sehr schwer ist. „Als Faustregel gilt, dass etwa 20% der Paketsendungen nicht für eine Auslieferung per Lastenrad geeignet sind“, schreiben die Autoren: „Die Einrichtung solcher Hubs eignet sich auf Grund der Sendungsstrukturen in erster Linie für Kurier-, Express- und Paketdienstleister. Auch der Handel kann als Partner oder Nutzer in Betracht kommen.“

Laut Kuchenbecker sind die Herausforderungen für die Städte vielfältig und durch unterschiedlichste, teilweise sogar gegensätzliche Anforderungen gekennzeichnet. Zahlreiche Logistiklösungen werden konzipiert, getestet, weiterentwickelt und zum Teil auch wieder verworfen. Damit ist die Stadt zum Real-Labor geworden.