GRR-Garbe-Kundenbefragung

Der Trend geht in Richtung ökologisch und sozial verträglichem Konsum

Bio und Regionalität sind für die Kunden wichtig. Foto: Edeka

rv DÜSSELDORF. Lebensmittelskandale, Fragen der artgerechten Tierhaltung sowie die Folgen der Lebensmittelproduktion und des Transports für das Klima bleiben nicht ohne Wirkung auf das Kaufverhalten der Bundesbürger. Vor diesem Hintergrund hat die GRR Garbe Retail eine zweite großangelegte Kundenbefragung durchgeführt, um die Einstellung der Verbraucher zur Verfügbarkeit verschiedener Warengruppen sowie zu Qualität und Herkunft zu ergründen.

Das interessante Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit (79%) der befragten Personen gab an, dass sie sich mehr regionale Produkte im Angebot der Lebensmitteleinzelhändler wünschen – das gilt für Obst, Gemüse, Fleisch/Wurst, Milch und ganz allgemein tierische Produkte. Dagegen lautete die Antwort von 73% der Teilnehmer auf die Frage „Wie wichtig ist es Ihnen, alle Sorten Obst und Gemüse das ganze Jahr über konsumieren zu können?“, dass dies „eher“ bzw. „absolut unwichtig“ für sie sei, berichtet Astrid Keller (Foto), ESG- und Research Managerin von GRR Garbe Retail bei Vorstellung der Studienergebnisse im GRR Garbe Retail ReportLogistik und Lebensmitteleinzelhandel nur zusammen stark“.

Für die Umfrage wurden 298 Interviews an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im November 2024 (jeweils Freitag und Samstag) vor zwei Lebensmittel-Vollsortimentern geführt. Dabei bildeten Frauen mit 67% die stärkste Gruppe, auf Männer im Alter von mehr als 14 Jahren entfielen 33%.

Auf die Frage, wie häufig sie spezielle Sortimente kaufen, gab der größte Teil der Befragten (65%) an, dass er „meistens“ oder „oft“ Bioprodukte kauft. Noch größer ist mit 92% der Anteil der Befragten, der regionale Produkte erwirbt oder Produkte aus heimischer/deutscher Produktion (89%) kauft. Mehr als die Hälfte (52%) achtet laut GRR Garbe Basic Retail Report 2024 auch auf Gütesiegel. Und jeder Vierte kauft „meistens“ oder „oft“ vegane bzw. vegetarische Produkte.

Vor diesem Hintergrund wurden die Supermarkt-Besucher auch gefragt, wie zufrieden sie mit der Sortimentsauswahl in den Lebensmittelmärkten sind. Grundsätzlich zeigte sich dabei eine „hohe Zufriedenheit“ mit der Auswahl: Konkret 80% gaben an, dass das Sortiment genau richtig sei. Nur wenige seien mit der Angebotsauswahl nicht ganz zufrieden gewesen und hätten diese als zu groß (7%) bzw. zu klein (11%) eingestuft, heißt es im Report. Zudem ergab die Umfrage, dass mehr als die Hälfte (57%) noch andere Einkaufsmöglichkeiten nutzen. Dabei handelt es sich um Dorfläden und Bauernhöfe, vereinzelt aber auch um Märkte und Automaten.

Wie wichtig den Bundesbürgern inzwischen der Gesundheits- und Umweltaspekt und damit auch die Herkunft und die Produktionsbedingungen der gekauften Waren ist, zeigen folgende Zahlen: 89% gaben an, dass es für sie wichtig ist, zu wissen, woher die Waren kommen und fast genauso viele (86%) interessieren sich für die Bedingungen bei der Herstellung. Mit Blick auf den Boom der Lebensmittel-Lieferdienste während der Corona-Pandemie hat GRR Garbe Retail auch gefragt, ob sich die Kunden noch mehr Angebote im Bereich (Lebensmittel-)Lieferservice wünschen. Mit knapp einem Viertel (24%) war der Anteil der Personen, die sich hier mehr Angebot wünschen, eher überschaubar. Interessant ist auch, dass der Einkauf per Click & Collect im Lebensmitteleinzelhandel – anders als beim Nonfood-Handel – noch wenig genutzt wird. Das gilt laut Report für alle Altersgruppen, wobei allerdings die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen mit 36% noch den größten Gefallen an dieser Art des Lebensmitteleinkaufs findet.

Der Rund-um-die-Uhr-Einkauf ist für viele kein Thema

Nicht sonderlich ausgeprägt ist hierzulande auch das Interesse am Rund-um-die-Uhr-Einkauf von Lebensmitteln. Für 62% ist das kein Thema. Allerdings zeigt auch hier der Blick auf die Altersgruppen ein sehr differenziertes Bild. Insbesondere die 14- bis 34-Jährigen würden sich die Möglichkeit wünschen, rund um die Uhr einkaufen zu können, zählt Astrid Keller auf. In der Altersgruppe ab 35 Jahren gebe der überwiegende Teil der Befragten aber an, dass für sie ein derartiger Service nicht interessant wäre. Und blickt man auf die 51- bis 64-Jährigen, dann vermisst die überwiegende Mehrheit der Befragten (84%) diesen Service fast überhaupt nicht. Hier bleiben nur die etwa 16%, die eine Rund-um-die Uhr-Öffnungszeit gut fänden.

Beim Einkauf in solchen Smart-Shops, die weitgehend ohne Personal auskommen – benötigt werden vor allem Mitarbeiter zum Auffüllen der Regale – geht es im Wesentlichen um den Faktor Mensch und den sozialen Aspekt beim Einkaufen. Denn über alle Altersgruppen hinweg wünschen sich die Befragten auch Personal in den Verkaufsräumen, wobei auch hier die Relevanz für Personen ab 35 Jahren zunimmt. „Rechnet man bei den Befragten die Personen hinzu, die es fallabhängig machen, ob vorhandenes Personal wichtig ist, liegt die Zahl bei den über 35-Jährigen sogar zwischen 85 und 96%“, schreibt Astrid Keller im Basic Retail Report: „Bei der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen gaben 100% an, dass sie Personal beim Einkauf für wichtig erachten.“ Wie sie aber zu bedenken gibt, ist dieser hohe Prozentsatz auf die geringe Zahl von befragten Personen in dieser Alterskohorte zurückzuführen.

„Die Befragung zeigt, dass die Kunden hohen Wert auf regionale und Bioprodukte legen, wobei ihnen die Herkunft und die Produktionsbedingungen wichtig sind“, stellt die ESG- und Research Managerin in ihrem Fazit fest. Und grundsätzlich sei der Wunsch der befragten Verbraucher, permanent zu allen Jahreszeiten alle Sorten von Obst und Gemüse im Supermarkt einkaufen zu können, beim Großteil der Kunden nicht vorhanden. Astrid Keller: „Zusammengefasst lässt dies den Schluss zu, dass der Konsument bewusster einkauft und ihm ein nachhaltiger Konsum wichtig ist. Weiterhin ist eine hohe Zufriedenheit mit dem vorherrschenden Warenangebot feststellbar. Wie sich Konsum und Nachfrage weiterentwickeln, bleibt spannend, allerdings ist ein Trend in Richtung ökologisch und sozial verträglichem Konsum erkennbar.“