Weihnachtsgeschäft 2022: Moderater Verlauf erwartet

Der Boom im Online-Handel ebbt ab

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rv DÜSSELDORF. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht davon aus, dass die Bundesbürger in diesem Jahr nominal in etwa so viel Geld ausgeben werden, wie im vergangenen Jahr. Beim Weihnachtsgeschäft rechnet der Branchenverband nominal zwar auch mit einem Plus, doch dürfte real bei den Einzelhändlern weniger in der Kasse bleiben, da die Inflation viel Kaufkraft auffrist.

Konkret geht der Handelsverband Deutschland (HDE)davon aus, dass der Umsatz im deutschen Einzelhandel 2022 nominal um insgesamt 7,5% steigen wird. Angesichts der hohen Inflationsrate, die im Oktober nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bei 10,4% lag, wird ein kleines Minus von 0,1% bleiben. Im vergangenen Jahr lag der Gesamtumsatz (inkl. Online-Handel) in absoluten Zahlen bei 587,8 Mrd. Euro.

In diesem Umfeld erwartet der HDE, dass die Bundesbürger mit 120,3 Mrd. Euro nominal 5,4% mehr für Weihnachtsgeschenke ausgeben werden als im Vorjahr. Real wird dies einem Umsatzrückgang von etwa 4% entsprechen. Im vergangenen Jahr lag der Weihnachtsumsatz bei 114,1 Mrd. Euro. „Sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Kundinnen und Kunden herrscht angesichts der schwierigen Lage mit enormen Energiepreissteigerungen große Verunsicherung“, gibt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, die Stimmung wieder. Doch obwohl die hohen Teuerungsraten keine günstigen Voraussetzungen bieten und die Verbraucherstimmung immer noch sehr schlecht ist, sind die Bundesbürger laut Genth auch in diesem Jahr „entschlossen, in Geschenke zu investieren“.

So ergab eine repräsentative Umfrage des HDE unter mehr als 2 000 Personen, dass fast ein Fünftel zu diesem Weihnachtsfest gut 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben will. Gemessen an Weihnachten 2021 wollen in diesem Jahr mehr als 40% der Befragten ihre Ausgaben für Geschenke stabil halten. Das bedeutet aber auch, dass etwa 40% offenbar weniger Geld ausgeben werden, womöglich, weil sie sich nicht mehr leisten können.

So konstatiert Genth, dass die Umsätze in diesem Jahr nur über die inflationsbedingt steigenden Preise zulegen werden, so dass die Lage für die Handelsunternehmen schwierig bleibt. Die Inflation frisst sehr viel Kaufkraft. Unter den 500 vom HDE befragten Unternehmen stellt sich denn auch die große Mehrheit (70%) darauf ein, dass das Weihnachtsgeschäft für sie in diesem Jahr schlechter ausfällt als im vergangenen Jahr, obwohl nominal mehr Geld eingenommen wird.

Ein kleiner Trost für den stationären Einzelhandel ist, dass auch die Online-Konkurrenz in Zeiten hoher Preissteigerungen nicht mehr auf der Sonnenseite des Handelsgeschäfts steht. Denn nach den beiden sehr umsatzstarken Corona-Jahren 2020 und 2021, in denen die Branche von den Zwangsschließungen im stationären Einzelhandel profitiert hat, fehlt inflationsbedingt offenbar auch hier den Kunden Geld für eine Erhöhung ihrer Ausgaben. Der HDE spricht hier von einer „deutlichen Normalisierung“.

Nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes verzeichnete der Internet- und Versandhandel in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Umsatzrückgang von nominal 4% und real 8,3%. Für die Monate November und Dezember, die zum Weihnachtsgeschäft gezählt werden, erwartet der HDE im Online-Handel ein nominales Plus von 1,4% und real ein Minus von 4,5%. Für das Gesamtjahr 2022 prognostiziert der Spitzenverband des Handels nominal ein Minus von 2,3% und real von 7,2%. Im vergangenen Jahr war der Online-Handel laut HDE noch um 19,2% auf 86,7 Mrd. Euro gewachsen.

Interessant ist zudem, dass der stationäre Einzelhandel – oder der „Einzelhandel in Verkaufsräumen“, wie es das Statistische Bundesamt ausdrückt – in den ersten neun Monaten dieses Jahres nominal um 11,4% und real immerhin noch um 3,7% gewachsen ist. Das könnte dafür sprechen, dass im Rahmen der Normalisierung der Pandemie-Maßnahmen wieder vermehrt im stationären Einzelhandel gekauft wird.