RICS Global Commercial Property Monitor

Der Aufwärtstrend verfestigt sich

Lebensmittelmärkte sind in Deutschland sehr gefragt. Foto: GRR Group

rv DÜSSELDORF. Nachdem sich der RICS Global Commercial Property Monitor seit dem Tiefpunkt im zweiten Quartal 2020 bis zum 1. Quartal 2021 stetig verbessert hat, war die Hoffnung groß, dass sich die Wirtschaft und damit auch die Stimmung im Immobiliensektor zum Sommer hin weiter aufhellt. Diese Hoffnung hat sich nun erfüllt, wie der Blick auf das zweite Quartal zeigt. Der hiesige Immobilienmarkt gilt in diesem Umfeld aber als „teuer“ oder „sehr teuer“.

So konstatiert Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland, dass sich die Stimmungslage am globalen Immobilienmarkt im zweiten Quartal dieses Jahres weiter verbessert hat und der Hauptindex Commercial Property Sentiment Index (CPSI) mit -4% den besten Wert seit dem 4. Quartal des Jahres 2019 mit einem Wert von +3% erreicht hat. Die weitere Aufhellung bei der Stimmungslage kann sowohl bei den Investoren als auch bei den Nutzern (Mietern) festgestellt werden.

Doch sind die Investoren auch im zweiten Quartal wieder um einiges optimistischer als die Nutzer. Das gilt vor allem für den deutschen Immobilienmarkt. Hierzulande erreicht die Stimmung der Investoren, gemessen im Investment Sentiment Index, erstmals seit Ausbruch der Pandemie mit +8% im zweiten Quartal wieder einen positiven Wert – nach -5% im ersten Quartal dieses Jahres. Damit steht Deutschland im europäischen Vergleich – hier verbesserte sich der Index lediglich von -9 auf 0 – sehr gut da.

Noch nicht ganz so optimistisch präsentieren sich im zweiten Quartal die Nutzer, wie der Occupier Sentiment Index besonders für Deutschland zeigt. Während er sich hierzulande von -27 auf -17 verbessert hat, erhöht er sich in Europa sogar von -28 auf -13. Der Blick der Mieter auf den Markt bleibt demnach immer noch verhalten. An dieser unterschiedlichen Marktbeurteilung der Akteure hat sich gegenüber dem 1. Quartal damit nichts geändert.

Insgesamt berichtet der britische Berufsverband für Immobiliensachverständige, RICS, nach seiner Analyse jedoch, dass 43% der Befragten in Europa den Markt im zweiten Quartal in der Aufschwungsphase des Immobilienzyklus sehen. In den ersten drei Monaten lag der Anteil nur bei 28%. Allerdings wird dieser Aufwärtstrend nicht bei allen Asset-Klassen gesehen.

Wie sich schon seit längerem beim Blick auf den Gewerbeimmobilienmarkt zeigt, stehen derzeit vor allem Industrie- und Logistikimmobilien, die vom eCommerce und vom Lebensmittelhandel angetrieben werden, hoch im Kurs. Dies ist vor allem an der Mieternachfrage – gemessen in % des Nettosaldos – abzulesen. Hier verbesserte sich der globale Wert von +19% auf +30%.

Industrie- und Logistikimmobilien sehr begehrt

Genau deshalb stehen im Umkehrschluss aber Handelsimmobilien für den Nonfood-Handel, die unter den Zwangsschließungen besonders gelitten haben, derzeit sowohl in punkto Mieten als auch in punkto Kapitalwerte stark unter Druck. Die Ausnahme bilden hierzulande Handelsimmobilien mit Schwerpunkt Nahversorgung und Lebensmittelhandel, der sogar von der phasenweisen Schließung der Gastronomie und dem Trend zu Homeoffice profitierte.

So heißt es auch unter den eingefangenen Stimmen aus europäischen Ländern, dass in Deutschland dieses Anlage-Segment boomt, während es auf dem Shopping-Center-Markt keine Bewegung gebe. In Basel konnte dagegen beobachtet werden, dass viele Bekleidungsgeschäfte in den Einkaufsstraßen geschlossen wurden und sich hier Lebensmittel-Ketten ansiedelten, die Corona-bedingt aber schon wieder geschlossen wurden. Und das alles innerhalb von nur zwei Jahren. Es ist viel in Bewegung.

Die Beliebtheit des deutschen Immobilienmarktes hat aber ihren Preis. Denn im Vergleich zu den globalen Immobilienmärkten, bei denen sich die Einschätzung der Experten über „günstige“ bis „faire Preise“ einerseits und „teure“ bis „sehr teure“ Preise andererseits die Waage halten, werden die Preise in Deutschland vor allem als „teuer“ bzw. „sehr teuer“ angesehen. Von fairen und günstigen Preisen spricht hier nur eine Minderheit von knapp über 20%.

Die Materialkosten gehen durch die Decke

Erstmals präsentierte die RICS-Deutschland-Chefin Eickermann-Riepe (Foto) auch den Global Construction Monitor, der anzeigt, dass die anhaltende Erholung des Baugewerbes im zweiten Quartal an Fahrt gewonnen hat. So erhöhte sich der Bautätigkeitsindex von 14 im ersten Quartal auf nunmehr 25 im zweiten. Doch während sich die meisten Regionen wie Europa (+34), Nord und Südamerika (+29) und Asien Pazifik (+21) sehr expansiv entwickeln, tauchen die ersten Restriktionen auf, die den Trend abbremsen könnten. So beklagten 83% die steigenden Materialkosten und die wachsende Materialknappheit. Die Engpässe in der Lieferkette würden die Kosten weiter in die Höhe treiben, fürchten die Experten.

Auch mit dem Thema Nachhaltigkeit will sich der Verband stärker befassen und bereitet derzeit den Sustainability Report 2021 vor. Weltweit geht die Mehrheit der Befragten (74%) demnach davon aus, dass die Nachfrage nach recycle- und wiederverwendbaren Materialien in den vergangenen 12 Monaten gestiegen ist. Im Vorjahr glaubten das nur 60%. Als das wichtigste Nachhaltigkeitsthema sieht die Baubranche dabei die Abfallminimierung an.