Passantenfrequenz 2024

Der Aufwärtstrend setzt sich fort

Foto: Hystreet.com

rv DÜSSELDORF. Seit die Zwangsschließungen zur Corona-Bekämpfung Deutschlands Innenstädte leergefegt haben und der Online-Handel zum Höhenflug mit zweistelligen Wachstumsraten ansetzte, blicken Einzelhändler und Immobilieneigentümer gebannt auf die Frequenzmessungen. Die gute Nachricht: Nach Feststellung von Hystreet.com sind die Passantenfrequenzen wie schon im Vorjahr auch 2024 weiter gestiegen – trotz des volatilen Konsumklimas, der hohen Sparquote und der schrumpfenden deutschen Wirtschaft.

Konkret stiegen die Besucherzahlen 2024 im Vorjahresvergleich bundesweit um rund 1,5% nach +2% im Jahr 2023. Parallel dazu ist der bundesweite Hystreet-Index hyXm, der auf Basis der kompletten digitalen Daten von über 320 einzelnen Messpunkten den aktuellen Status in den Innenstädten in einer Kennzahl abbildet, um 1,5 Punkte auf 103,32 Zähler im Jahresdurchschnitt gestiegen. Im Dezember erreichte er mit 124,93 den üblichen Jahreshöchststand. Der hyXm ermöglicht laut Hystreet.com damit „einen Blick aus der Vogelperspektive auf ganz Deutschland“.

Die jüngste Auswertung der Daten von Hystreet.com, die auf digitalen Passantenfrequenzdaten beruhen, die in 112 Städten an 322 Messstationen rund um die Uhr an 365 Tagen mit Laserscannern in Echtzeit gemessen werden, ergaben außerdem, dass die betrachteten deutschen Städte im Weihnachtsgeschäft 2024 voller als im Vorjahr waren. So stieg die Zahl der Passanten in der Adventszeit – gegenüber dem allerdings eher regnerischen Vergleichszeitraum des Vorjahres – im Durchschnitt um 4%. Allerdings gab es große Unterschiede zwischen den Städten.

So verzeichneten die Kaufinger Straße in München im Weihnachtsgeschäft mit einem Plus von 5,8%, die Hauptstraße in Heidelberg mit +5,7% und der Jungfernstieg in Hamburg mit +5,5% gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittliche Steigerungsraten bei der Passantenfrequenz. Und auch die Georgstraße in Hannover, die Flinger Straße in Düsseldorf, die Ehrenstraße in Köln und die Karolinenstraße in Nürnberg verzeichneten laut Hystreet.com ein Plus von knapp 5%.

Die Top-Einkaufsmeile Kaufinger Straße in München war mit 30,5 Mio. gezählten Passanten aber auch im gesamten Jahr 2024 der absolute Spitzenreiter, gefolgt von der Neuhauser Straße – der Verlängerung der Kaufinger Straße – mit 29,0 Mio. Passanten, der Zeil in Frankfurt mit 23,7 Mio. Passanten sowie die Georgstraße in Hannover mit 23,3 Mio. Passanten.

Dabei zeigte sich aber auch, dass die Besucherfrequenz in den Einkaufslagen mit der Konsumstimmung – gemessen im GfK-Konsumklima und dem HDE-Konsumbarometer – sowie dem Wetter schwankte. So war laut Hystreet.com die Verschlechterung der Verbraucherstimmung im Monat September 2024 genauso wie das regnerische Wetter auch an der rückläufigen Passantenfrequenz abzulesen: „Beide Faktoren gaben den Frequenzen einen Dämpfer.“

Mit Blick auf das eher durchwachsene Weihnachtsgeschäft 2024 im Einzelhandel – nach einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) war nur etwa jeder vierte befragte Händler mit der Umsatzentwicklung zufrieden – räumte Julian Aengenvoort, Geschäftsführer der Hystreet.com GmbH, ein, dass viele Einzelhändler trotz gestiegener Passantenfrequenzen weiterhin darum kämpfen, „die Kunden auch in ihre Geschäfte zu ziehen und ihren Umsatz zu steigern“. Entscheidend ist aus seiner Sicht, dass es dem stationären Einzelhandel auch gelingt, die zurückkehrenden Besucher durch kreative Konzepte und spannende Erlebnisse in die eigenen Geschäfte zu ziehen und aus ihnen auch Käufer zu machen.

Insgesamt liest Aengenvoort aus der positiven Entwicklung der Frequenzdaten aber heraus, dass das wirtschaftlich schwierige Umfeld bislang nur für eher leichte Schwankungen bei den Besucherzahlen in den Innenstädten gesorgt hat. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Menschen an die schwierige Lage schon gewöhnt haben. So zeigen sich die Menschen trotz vieler Unsicherheiten nach wie vor krisenresilient. „Dies macht deutlich, dass die Innenstädte von den Menschen weiterhin als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens geschätzt werden, vor allem dann, wenn sie mit Events wie Stadtfesten oder verkaufsoffenen Sonntagen attraktiv „bespielt“ werden“, wie Nico Schröder, ebenfalls Geschäftsführer von Hystreet.com, ergänzt. Ein Beispiel ist für ihn der Black Friday 2024, an dem die Passentenfrequenzen um 48% regelrecht in die Höhe geschnellt waren. Allerdings kann das auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Menschen in schwierigen Zeiten besonders aufs Geld schauen müssen und nach Schnäppchen suchen.

Beim Blick auf das Jahr 2025 ist sich Julian Aengevoort nicht sicher, „inwieweit sich dieser über zwei Jahre anhaltende positive Trend im neuen Jahr weiter fortsetzt“. Das werde vor allem von der weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Dabei spielt aus seiner Sicht „die Verunsicherung der Verbraucher im Kontext der anhaltenden Krisen“ eine besondere Rolle. Das HDE-Konsumbarometer ist zunächst mit einem Dämpfer ins neue Jahr gestartet.