Immobilienmarkt Deutschland

Der Abschwung ist auch hier angekommen

Foto: EZB

rv DÜSSELDORF. Nach dem endlosen Boom auf dem deutschen Immobilienmarkt - künstlich befeuert und verlängert durch die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) - zeigt der Blick auf den Verlauf des globalen RICS-Stimmungsindikators im zweiten Quartal, dass der Peak auch auf dem deutschen Immobilienmarkt überschritten ist. 54% der Befragten bestätigten, dass sie den Immobilienzyklus im Downturn, also im Abschwung, sehen.

„Nach vier Monaten in der Pandemie folgt nun das Nachdenken über die Folgen, der daraus resultierenden Anforderungen und Veränderungen“, schreibt die weltweit tätige Berufsorganisation in ihrem RICS Global Commercial Property Monitor für das zweite Quartal 2020. Der globale RICS-Stimmungsindikator, der nach Angaben der 1881 in Großbritannien gegründeten Organisation das Feedback von Mietern im Mietmarktindex (Occupier Sentiment Index (OSI) und der Investoren (Investment Sentiment Index ISI) abbildet, beruht auf dem gewichteten Durchschnitt der Rückmeldungen aus den erfassten Ländern.

Auf globaler Ebene ist der Stimmungsindikator im zweiten Quartal von durchschnittlich -28 auf -37 gefallen und in Europa ging er gegenüber dem ersten Quartal von -14 auf -36 zurück. In diesem Umfeld schneidet Deutschland – hinter China – noch am besten ab. Aber: „Der Downturn ist in Deutschland angekommen“, so Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende von RICS Deutschland zusammenfassend, „auch wenn die deutschen Zahlen noch die Besten unter den Schlechten sind“.

Nach ihrer Erkenntnis wird der hiesige Immobilienmarkt „weiterhin als teuer eingeschätzt“, die Nachfrage gebe nach und die Anforderungen würden sich verändern. Während laut RICS der Indikator für die Mietpreisentwicklung in den nächsten zwölf Monaten bereits darauf hindeutet, dass sich die aktuelle Schwächephase in Verbindung mit dem Strukturwandel sehr negativ auf den Markt für Retail Assets auswirkt, werden auch negative Folgen für den Büromarkt erwartet.

„Die Unsicherheit beim Bedarf und der Qualität zukünftiger Büroflächen weicht der Erkenntnis eines geringeren Flächenbedarfs“, konstatiert Eickermann-Riepe: „Die Auswirkungen werden wir noch deutlich spüren, wenn Mietverträge sukzessive auslaufen.“ Bei Handelsimmobilien wird allerdings nicht zwischen Nahversorgern, die gut laufen, und dem Nonfood-Handel unterschieden. Günstig wird noch die Entwicklung im Industrie- und Logistiksektor gesehen – vor allem in Deutschland und den USA.

Per Saldo ist der deutsche Mietmarktindex (OSI) gemessen am zweiten Quartal 2019 von -17 auf -36 Punkte gefallen, den niedrigsten Wert seit 2009. Der Investmentmarktindex (ISI)” ging von -4 auf -19 zurück. Da ein neuer Zyklus begonnen hat, gilt es aus Sicht der RICS-Deutschland-Chefin jetzt zu handeln und Geschäftsmodelle, Anlagestrategien, die Wirkung von Investitionen und das Thema Nachhaltigkeit zu überdenken.