Handelsstandort Bahnhof

Hamburg hat die höchste Frequenz, Leipzig bietet die meisten Geschäfte

Die Promenaden am Leipziger Hauptbahnhof. Foto: ECE Marketplaces

rv DÜSSELDORF:Auf Grund der unglaublich hohen Frequenz durch Tausende von Pendler sind Bahnhöfe – neben Flughäfen – in den vergangenen Jahrzehnten zu begehrten Handels- und Gastronomie-Standorten geworden. Für die Deutsche Bahn, deren Tochter DB Station & Services bundesweit die kommerzielle Nutzung in den Bahnhöfen betreut, ist das eine willkommene Zusatzeinnahme.

Entsprechend wurden die Bahnhöfe insbesondere in den größeren Städten im Laufe der Jahrzehnte von reinen Orten des Verkehrs, an denen es allenfalls einen kleinen Kiosk für Süßigkeiten, Eis und Getränke gab, zu regelrechten Zentren für Handel, Gastronomie und Dienstleistungen ausgebaut. Vor diesem Hintergrund hat die Studie des EHI Retail Institutes„Travel Retail 2023“ in Kooperation mit My Traffic 25 ausgewählte Bahnhöfe in Deutschland mit Blick auf die Struktur ihrer Mieter und die Frequentierung im Jahr 2022 sowie im ersten Halbjahr 2023 untersucht.

Dabei wurden die Ergebnisse früherer Untersuchungen bestätigt, wonach der Hamburger Hauptbahnhof (Bild: Fotolia)der meistfrequentierte Bahnhof in ganz Deutschland ist. Und der Leipziger Hauptbahnhof , der nach der Vereinigung 1990 ganz neu konzipiert wurde, beherbergt die meisten Einzelhandelsmieter, denn in den Bahnhof wurde mit Blick auf die Frequenz von täglich etwa 70 000 Besuchern ein Shopping-Center, die Promenaden Hauptbahnhof Leipzig, integriert. Betrieben werden die Promenaden von der ECE Marketplaces.

Nach den Worten von Studienautor Björn Stelzenmüller hat sich im vergangenen Jahr vor allem das zeitlich befristete 9-Euro-Ticket, das viele zusätzliche Kunden in die Bahnhöfe gelockt hatte, positiv auf den Bahnhofshandel ausgewirkt. Und auch die Einführung des Deutschlandtickets in diesem Jahr als Nachfolgemodell habe positive Effekte entfaltet. Davon profitierten insbesondere die Bereiche To-Go, der Lebensmittelhandel und die Drogerie-Märkte.

Wie bereits oben erwähnt verzeichnete der Hamburger Hauptbahnhof auch im Jahr 2022 mit 52,2 Mio. Besuchern wieder die höchste Passantenfrequenz – und das mit deutlichem Abstand. Denn auf dem zweiten Platz folgt der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main mit 46,5 Mio. gezählten Pendlern und Besuchern, gefolgt von Hannover mit 43,7 Mio. Im Kölner Hauptbahnhof wurden 35,6 Mio. gezählt und in Düsseldorf 35,3 Mio. Aus Sicht der Forscher gehört es zu den großen Überraschungen der diesjährigen Studie, dass die Hauptbahnhöfe von Berlin und München nicht unter den Top-5 zu finden waren.

Dass die Leipziger Promenaden (Foto: ECE Marketplaces) mit 122 Mietern (Stand: April 2023) gemäß EHI-Branchensystematik das größte Handelsangebot unter den untersuchten Bahnhöfen bieten, führt das EHI auch auf die Besonderheit in Leipzig zurück, wonach der Hauptbahnhof als größter Kopfbahnhof Europas viel Fläche bietet und auf drei Ebenen zum Einkaufen einladen kann. Auf dem zweiten Platz der Rangliste folgt diesmal der Berliner Hauptbahnhof mit 72 Mietern. Auch dieser Bahnhof wurde nach der Wende ganz neu konzipiert. Auf dem dritten Platz folgt der Kölner Hauptbahnhof mit 65 Mieter.

Der Blick auf den Mietermix in den untersuchten Bahnhöfen zeigt, dass der größte Teil mit 51% aus der Gastronomie kommt. Mit einem Anteil von 37% folgt der Einzelhandel vor den Dienstleistern mit 12%. So stammen die Top-10 Mieter fast ausschließlich aus der Gastronomie, darunter viele Bäckereien. Denn die Versorgung mit Reiseproviant dürfte zu den Hauptanliegen der Reisenden gehören. Laut EHI kommt in allen 25 Bahnhöfe der Systemgastronomie-Anbieter Le CroBag mit 32 Filialen am häufigsten vor. Es folgen die Backwarengeschäfte Ditsch (23) und Backwerk (22) sowie die Buchhandlung Press & Books (22). Auf Platz 5 folgen McDonalds’s und die Reisebank mit jeweils 20 Filialen, vor Yorma’s und Kamps mit jeweils 18 Filialen, und Starbucks sowie Dean & David mit jeweils 17.