Im Gespräch mit dem Handelsimmobilien Report spricht Hugo Willink, Managing Director bei Sunrock Germany, über die Herausforderungen, die das Thema Nachhaltigkeit für die Immobilienbranche mit sich bringt und welche Vorteile es beispielsweise hat, grünen Strom selbst zu erzeugen.
Handelsimmobilien Report: Herr Willink, welche Bedeutung haben Nachhaltigkeit bei Logistikimmobilien im Allgemeinen und die Solarenergie im Besonderen?
Hugo Willink: Die Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit wachsen im Logistikimmobiliensektor spürbar, wofür es mehrere Gründe gibt. So soll z. B. die EU bis 2050 ihre Netto-Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, hierfür sind Nutzer und Eigentümer von Logistikimmobilien gefragt. Am schwersten wiegt aber, dass Eigentümer mit zunehmend strengeren ESG-Kriterien konfrontiert sind. Immobilien, die in diesem Sinne nicht „zukunftssicher“ sind, haben ein erhöhtes Risiko, abgewertet zu werden. Dabei muss eine solche Logistikimmobilie in der Lage sein, den Mieter mit vor Ort erzeugter und vor allem sauberer Energie zu versorgen. Ebenso wichtig ist, dass die Nutzer von Logistikimmobilien ihren Betrieb dekarbonisieren wollen. Dafür gibt es keinen schnelleren oder günstigeren Weg als saubere und lokal erzeugte Energie abzunehmen. Mit dem Ausbau der E-Infrastruktur von Logistikimmobilien wird die Nachfrage in den nächsten Jahrzehnten noch zunehmen.
HIR: Inwiefern beeinflussen die aktuellen (hohen?) Preise die Investition in die Nachhaltigkeit?
Willink: Die Marktlage ist derzeit für viele Unternehmen herausfordernd, das Thema Nachhaltigkeit hat aber nicht an Bedeutung verloren. Regulatorische Vorgaben machen es einerseits notwendig, höheren Nachhaltigkeitsanforderungen Rechnung zu tragen, die Umsetzung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen hat für Eigentümer und Nutzer von Logistikimmobilien jedoch auch finanzielle Vorteile. So stellt eine PV-Anlage grünen und kostengünstigen Strom zur Verfügung, der in der Regel den Nutzerbedarf übersteigt. Damit besteht keine Abhängigkeit von Preisschwankungen des unbeständigen Energiemarktes, Umlagen und Netzentgelte entfallen. Im Fall von Sunrock ist es zudem so, dass wir als Entwickler und Dienstleister vollumfänglich die Kosten für Planung, Installation und Wartung einer PV-Anlage tragen, sodass wir den Eigentümern einer Logistikimmobilie die Sorgen um Preissteigerungen nehmen.
HIR: Welche Vorteile bieten PV-Anlagen für die Nutzer von Logistikimmobilien und auch für die Investoren?
Willink: Eine großflächige PV-Dachanlage stellt nachhaltig erzeugten Strom zur Verfügung, deckt zuverlässig und in der Regel kostengünstiger den Energiebedarf des Immobiliennutzers und reduziert dessen CO2-Emissionen im Betrieb. Darüber hinaus erhöht sich der Wert einer Immobilie durch die Installation einer PV-Anlage und ihre Bewertung nach den ESG-Nachhaltigkeitskriterien. Hiervon profitieren Investoren jetzt und in der Zukunft.
HIR: Worauf muss man bei der Installation einer PV-Anlage etwa auf dem Dach einer Bestandsimmobilie achten? Und wie sieht es beim Neubau aus?
Willink: Um eine PV-Anlage auf dem Dach einer Logistikimmobilie zu planen, zu installieren und ihren reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, sind verschiedene Schritte erforderlich. Am Anfang steht eine technische Machbarkeitsstudie, die die Statik des Gebäudes und speziell den Dachaufbau untersucht. Herausfordernd bei Bestandsimmobilien ist oftmals, dass exakte Daten zur Belastbarkeit des Daches nicht vorhanden sind. Zudem sind hier insbesondere die Dachdämmung sowie die Restlebensdauer des Daches zu prüfen.
Auch müssen die technisch notwendigen Rahmenbedingungen etabliert werden: Die Netzeinspeisung und eine höhere lokale Stromabnahme machen so etwa die Installation eines leistungsfähigen Transformators erforderlich. Nicht zuletzt gibt es für die Installation einer PV-Anlage hohen Abstimmungsbedarf mit verschiedenen Stakeholdern, darunter mit dem jeweiligen Netzbetreiber für die Erteilung der Netzanfrage. Wir unterstützen Eigentümer und Nutzer von Logistikimmobilien mit unserem Dienstleistungsportfolio bei allen diesen Anforderungen.
HIR: Vor welchen Herausforderungen steht die Solarenergie-Branche in diesem aktuell schwierigen Marktumfeld?
Willink: Einige Unternehmen agieren zurückhaltender, insgesamt ist die Nachfrage nach Solarstromlösungen für Logistik- und Gewerbeimmobilien aber weiterhin hoch. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben, ist für die Branche die Schaffung entsprechender Voraussetzungen wichtig. Hierzu zählt vor allem der Ausbau des Stromnetzes und die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren.
HIR: Welche Pläne hat Sunrock für den deutschen Markt?
Willink: Deutschland ist einer unserer Fokusmärkte. Das haben wir bereits in den vergangenen drei Jahren demonstriert, in denen wir unsere Position als Marktführer im Bereich von Solardachanlagen mit einer Leistung von mehr als 1 MWp je Projekt aufgebaut haben. Wir sind auch europaweit aktiv und werden unsere Aktivitäten sowie unser Dienstleistungsportfolio in Deutschland weiter ausbauen. Nach erfolgreich umgesetzten Projekten für den Logistikdienstleister DSV in Möckmühl und das führende Bekleidungsunternehmen Levi Strauss & Co. in Dorsten wurde als nächster Schritt eine Anlage auf dem Dach eines Logistikparks im nordrhein-westfälischen Unna in Betrieb genommen. Das Projekt entstand für den Entwickler von Logistik- und Industrieimmobilien Panattoni und stellt dem zukünftigen Mieter klimafreundlichen Strom zur Verfügung.
Die Nachfrage nach unseren Lösungen beschränkt sich aber nicht nur auf Logistikimmobilien. Als Komplettanbieter für saubere Energie entwickeln wir derzeit auch Projekte auf den Dächern mehrerer führender deutscher Automobilhersteller, die die gesamte vor Ort erzeugte Energie nutzen. Weitere Partnerschaften sind bereits in Vorbereitung und wir freuen uns, die Vision einer grünen Energiezukunft im Bereich Commercial- und Industrial Real Estate engagiert voranzutreiben.