Galeria Karstadt Kaufhof: Verdi hofft auf die Politik

Das Pokerspiel um die Mieten beginnt

Bild: Galeria Karstadt Kaufhof

rv DÜSSELDORF. Nachdem sich der Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof Anfang April in Folge des Shutdowns im Nonfood-Einzelhandel unter ein Schutzschirmverfahren, ein freiwilliges Insolvenzverfahren, begeben hatte, wurde vergangene Woche bekannt, dass nach drastischen Umsatzausfällen im Rahmen des laufenden freiwilligen Sanierungsverfahrens erhebliche Filialschließungen und ein Personalabbau diskutiert werden.

Zu Beginn des Schutzschirmverfahrens hatte Galeria Karstadt Kaufhof bereits darauf hingewiesen, dass die komplette Schließung der Filialen im Rahmen des Corona-bedingen Shutdowns zu einem Umsatzausfall von 80 Mio. Euro pro Woche und bis Ende April zu einem Umsatzausfall von einer halben Milliarde Euro führen werde. Da auch das wichtige Ostergeschäft 2020 ausgefallen ist, dürfte es kaum möglich sein, den Ausfall zu kompensieren.

Im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen durften die Karstadt- und Kaufhof-Filialen immerhin seit 11. Mai wieder vollständig öffnen, nachdem zuvor Teilöffnungen auf 800 qm Verkaufsfläche erlaubt waren. Wie allenthalben auf Grundlage von Frequenzzählungen berichtet wird, liegt die Frequenz in den Innenstädten aber immer noch deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) auf Grundlage von Informationen aus dem Unternehmensumfeld von Karstadt Kaufhof, sieht der erste Entwurf eines Sanierungskonzepts die Schließung von 80 der insgesamt 170 Warenhaus-Filialen vor. Der Entwurf sei vergangenen Freitag dem Gesamtbetriebsrat und den Gläubigervertretern vorgelegt worden, heißt es. Die Geschäftsleitung hatte die Mitarbeiter laut Reuters vergangene Woche in einem Brief über mögliche Schließungen von Warenhäusern und den Abbau von Stellen informiert. Demnach gehen der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz davon aus, dass die Sanierung weit entschlossener ausfallen müsse, „als wir alle uns das wünschen würden". Welche Häuser womöglich betroffen sind, ist noch nicht bekannt.

Bei den vorgelegten Plänen dürfte es sich zunächst aber um die ersten groben Umrisse handeln. Denn zweifellos suchen Sachwalter und Generalbevollmächtigter mit diesem Konzept das Gespräch mit den Geschäftspartnern von Galeria Karstadt Kaufhof. Die entscheidende Rolle kommt dabei den Vermietern zu. So wird berichtet, dass sich die Zahl der von der Schließung bedrohten Karstadt- und Kaufhof-Warenhäuser noch reduzieren könnte, wenn die Vermieter und andere Beteiligte zu Zugeständnissen bereit wären, wie aus informierten Kreisen berichtet wird.

Ein Sanierungskonzept soll bis Ende Juni fertig sein. Dann endet – nach drei Monaten - auch das freiwillige Schutzschirmverfahren, unter das sich Galeria Karstadt Kaufhof Anfang April begeben hatte. Wie die Gewerkschaft Verdi laut Reuters berichtet, wollen Kebekus und Geiwitz die Verdi-Tarifkommission am 25. Mai über ihre Pläne informieren. „Wir erwarten von den Bevollmächtigten einen Zukunftsplan für die Warenhäuser statt Berechnungen, wie vielen Beschäftigten die Existenz geraubt werden soll“, forderte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman. Zudem fordert die Dienstleistungsgewerkschaft angesichts der Bedeutung, der Warenhäuser für die deutschen Innenstädte auch ein Eingreifen der Politik.