rv DÜSSELDORF:Mithilfe seines eCommerce-Vertriebs ist der Premium Beauty-Händler Douglas nach den Worten von CEO Tina Müller gut durch die Corona-Krise gekommen. Dem Umsatzrückgang von 17,2%, den das Unternehmen auf Grund der angeordneten Filialschließungen europaweit in den ersten neun Monaten im stationären Geschäft hinnehmen musste, stand ein Plus von 39,6% in der eCommerce-Sparte gegenüber. Nun soll das Filialnetz genau überprüft werden
Nach dem stattlichen Umsatzwachstum im eCommerce auf 640 Mio. Euro konnte der beachtliche Umsatzrückgang in den europaweit 2 400 Filialen der Douglas Group so weit kompensiert werden, dass sich der Umsatzrückgang per Saldo auf -7,5% reduzierte und der Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2019/20 (30.9.) 2,5 Mrd. Euro erreichte. Entsprechend ging das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nach den Worten von CEO Tina Müller (Foto: Douglas) um 10,6% auf 264 Mio. Euro zurück. Der Jahresüberschuss belief sich auf 3,9 Mio. Euro.
Als positives Zeichen wertet die Chefin von Douglas, dass der Premium-Beauty-Händler seine Marktanteile in den europäischen Kernmärkten Deutschland,Frankreich, Spanien und Italien auch während der Corona-Krise sowohl online als auch offline weiter ausbauen konnte. Damit reiht sich die Parfümerie-Kette in die Riege der Multichannel-Anbieter ein, die die Folgen des Shutdowns durch mehr Online-Verkauf abmildern konnten. Das Unternehmen sieht sich inzwischen als führender Premium-eCommerce-Anbieter.
Im dritten Quartal, das im Geschäftsjahr von Douglas die Monate April bis Juni – also die kritische Phase – umfasst, wuchs das eCommerce-Geschäft nach den Worten von Douglas-CDOVanessa Stützle um 70,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Zahl der neuen Kunden erhöhte sich um über 90%. Diese Berichte decken sich auch mit den Untersuchungen des IFH Köln, wonach das Interesse der Konsumenten am Online-Kauf während der Beschränkungsphase deutlich zugelegt hatte. Ein weiterer Baustein des Erfolgs bei Douglas war laut Müller die strikte Kostendisziplin.
Nachdem das Unternehmen inzwischen fast alle seine Filialen in Europa wieder öffnen durfte, hat sich die Umsatzentwicklung stabilisiert und die Erlöse im stationären Geschäft zeigten laut Müller ab Juni wieder einen „starken Aufwärtstrend“, allerdings ohne dass die Umsätze im Internet-Handel dadurch wieder zurückgegangen sind. Stützle sieht die Douglas Group bei ihrem Online-Geschäft auf dem Weg zur Umsatz-Milliarde. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2019/20 entfielen bei dem Unternehmen 25,6% aller Erlöse auf den Online-Vertrieb, im Heimatland Deutschland lag der Anteil mit 39,9% sogar noch höher.
Gleichzeitig verzeichnet das Unternehmen im Zuge der fortschreitenden Lockerungsmaßnahmen seit April wieder mehr Kunden in seinen Geschäften. Vor allem der Juni habe bei den Store-Umsätzen einen deutlichen Anstieg erbracht, so dass die erzielten Umsätze fast wieder das Vorjahresniveau erreichten. Auf das während der Pandemie deutlich veränderte Verhalten der Verbraucher, die immer mehr übers Internet bestellen, will die Douglas Group aber reagieren und hat in diesem Kontext das Filialnetz auf den Prüfstand gestellt.
Laut CEO Müller will das Unternehmen nun untersuchen, wie nachhaltig der Trend ist. Denn immerhin lassen sich viele Kunden bedingt durch die Pandemie immer noch von Vorsicht leiten und meiden die Öffentlichkeit. Nachdem die Ergebnisse dieser Überlegungen schon im Spätsommer präsentiert werden sollten, will Müller nun noch das Weihnachtsgeschäft in die Analyse über das veränderte Verbraucherverhalten einbeziehen und das Zukunftspotenzial jeder Filiale in den verschiedenen Ländern genau ermitteln.
Aber aus ihrer Sicht ist heute schon klar, dass das komplette Filialnetz nicht so bleiben wird, wie es heute ist. So sollen das genaue Design des Filialnetzes und die Zahl der stationären Geschäfte, die geschlossen werden, im Jahr 2021, nach dem Weihnachtsgeschäft, bekannt gegeben werden. Ungeachtet der Neuausrichtung ist Müller für das Weihnachtsgeschäft 2020 aber zuversichtlich. Nach einem anstrengenden und schwierigen Jahr würden die Menschen an Weihnachten sicher besonders gern schenken und womöglich viele und hochwertige Marken. Denn nach ihrer Beobachtung achtet der Konsument gerade in Krisenzeiten bei Marken auf Qualität und Tradition. In diesem Kontext hat sich gezeigt, dass im Douglas-Sortiment Chanel derzeit der größte Gewinner ist. Diese Einschätzung deckt sich auch mit der Beobachtung der BBE Handelsberatung, dass Qualität in Krisenzeiten besonders gefragt ist.
Angesprochen auf das Thema Börsengang teilte die Douglas-Chefin mit: Das sei für das Unternehmen nicht vom Tisch: Langfristig sei das sicherlich eine Option. Doch darüber würde allein die Eigentümer rund um den Finanzinvestor CVC entscheiden. Für Müller steht zunächst die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts im Vordergrund.
Die Vorgängergesellschaft der heutigen Douglas Group, die Douglas Holding AG, die Dachgesellschaft der Sparten Douglas Parfümerien, der Buchhandelskette Thalia, der Süßwarenkette Hussel, der Uhren- und Schmuckkette Uhren Christ sowie der Mode-Kette Appelrath Cüpper, die in den vergangenen Jahren alle verkauft wurden, war bis 2013 an der Börse notiert. Unter dem Namen Douglas operiert heute nur noch die Parfümerie-Kette.