Stadtlabore für Deutschlands Innenstädte

Blaupause für ein Leerstandsmanagement

HIR DÜSSELDORF.Der Startschuss für das vom Bundeswirtschaftsministerium finanzierte Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ ist gefallen. In diesem Kontext wird das IFH Köln zusammen mit 15 Modellstädten bis Ende 2022 im Rahmen des mit 11,9 Mio. Euro geförderten Projekts eine digitale Plattform für ein vorausschauendes, proaktives Ansiedlungsmanagement schaffen.

Zu den weiteren Zielen des Projekts „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ gehört die Flexibilisierung von Prozessen und die Erarbeitung von gemeinsamen Standards für den Dialog mit der Immobilienwirtschaft. Zudem sollen die Modellstädte in die Lage versetzt werden, bei diesem wichtigen Themenkomplex steuernd eingreifen zu können.

Nach den Worten von Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung beim IFH Köln sind „multifunktionale Innenstädte ohne Leerstand, die sich auf Basis von Daten und einem echten Dialog zwischen Kommune und Immobilienwirtschaft vorausschauend weiterentwickeln, das Ziel eines modernen Leerstands- und Ansiedlungsmanagements und für das Bestehen vieler Stadtzentren erfolgskritisch“.

Die Corona-bedingten Zwangsschließungen insbesondere im innerstädtischen Nonfood-Handel mit seinen Folgen für die Händler haben die schwierige Lage vieler deutscher Innenstädte zwar nochmals verschärft, doch gesellschaftliche Probleme wie der demografische Wandel, die Digitalisierung und das veränderte Konsumverhalten insbesondere der jüngeren Kunden, der hohe Anteil der Filialisten, Großflächenkonzepte und steigende Mieten führten laut IFH schon früher dazu, dass die Angebotsvielfalt in den Innenstädten gesunken ist.

Die Konsequenz dieser Entwicklung: Aus Sicht der Experten könnte in den nächsten drei Jahren mit der Schließung von etwa einem Fünftel (80 000) der stationären Geschäfte zu rechnen sein. Vor diesem dramatischen Hintergrund diskutierte der digitale Workshop des Bundeswirtschaftsministeriums „Ladensterben verhindern, Innenstädte beleben“ im Oktober 2020 unter Vorsitz von Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Frage: „Wie können Kommunen dieser drohenden Verödung entgegenwirken und gleichzeitig aktiv multifunktionale Stadtzentren, in denen Handel, Gastronomie, Kultur und Bildungsangebote zusammenspielen, gestalten?“

An dieser Stelle setzt nun das (zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes) geförderte Projekt „Digitales Leerstands- und Ansiedlungsmanagement an Handelsstandorten in Stadtlaborverprobung“ an. Mit den 15 Modellstädten aller Größenklassen aus dem gesamten Bundesgebiet wird das Kölner Institut eine digitale Plattform schaffen, die ein zentrales und vorausschauendes Management von Gewerbeflächen ermöglichen soll.

„Ziel ist es, durch einen ganzheitlichen Überblick über Leerstände, Immobilienstruktur, angebotene Gewerbeflächen und mögliche Anbieter ein proaktives Ansiedlungsmanagement auf Basis eines Innenstadtkonzeptes zu schaffen“, erläutert Mitinitiatorin Stüber das Vorhaben: „Um das schaffen zu können, ist der Dialog zwischen allen Akteurinnen und Akteuren der Innenstadt essenziell.“

Dafür sollen laut IFH bis Ende 2022 standardisierte Prozesse, Abläufe und Tools entwickelt werden, die eine reibungslose und den Innenstadtkonzepten entsprechende Nachvermietungsstrategie ermöglichen. Adressaten der Plattform sind neben den Städten und Kommunen mit ihren Wirtschaftsförderungen vor allem auch Immobilieneigentümer, Maklerbüros, Handel, Gastronomie und weitere künftig relevante Themenfelder für die Innenstädte.

Aus diesem Zusammenspiel ergebe sich ein innovativer Nachvermietungsprozess mit „Frühwarnsystem“ bezogen auf drohenden Leerstand, wie das IFH berichtet. Nach den Worten von IFH-Geschäftsführer Boris Hedde sind die Themen multifunktionale Ansiedlung und dialogorientiertes Arbeiten zwischen Kommunen und Immobilienwirtschaft sehr wichtig, um die Attraktivität von Innenstädten zu erhalten. Dabei sieht er das Erfassen und Managen von Leerstand als Pflichtprogramm und die Maßnahme, mit neuen Ansiedlungsstrategien eine örtliche Vielfalt zu erwirken, als Kürprogramm an. Ziel ist es, mehr Frequenz in den Cities zu erzeugen und damit die Grundlage für lebendige Innenstädte zu schaffen.