HBB GmbH

Besondere Zeiten erfordern innovative Ideen

Edeka und Decathlon haben im Krohnstieg Center schon geöffnet. Visualisierung: HBB

rv DÜSSELDORF. Besondere Zeiten und Herausforderungen erfordern besondere Antworten. Nach den hektischen Wochen von Lockdown und teilweise unübersichtlichen Bedingungen bei den Lockerungsmaßnahmen setzt die Hamburger HBB bei ihrer Zukunftsstrategie auf neue Ideen und Konzepte, aber auch auf Altbewährtes.

„Wir wachsen weiter“, konstatiert André Stromeyer (Foto), Geschäftsführer bei der HBB Centermanagement GmbH & Co. KG beim Blick in die Zukunft. In der Phase der Ungewissheit während des Lockdowns im Frühjahr – als niemand wusste, wie es weiter geht – hatte der Investor, Entwickler und Dienstleister bei seinen eigenen Objekten sehr schnell entschieden, „die Mieten für die von Schließung betroffenen Mieter für drei Monate“ zu stunden.

Individuelle Lösungen wurden nach Stromeyers Worten anschließend in Ruhe besprochen. „Mit vielen Mietern haben wir bereits ,Corona-Nachträge‘ abgeschlossen. Mit manchen laufen die Gespräche noch.“ Bei den Shopping-Centern, die das Unternehmen für Dritte managt, wurde das weitere Vorgehen mit den jeweiligen Eigentümern abgestimmt, da auf Grund der unterschiedlichen Eigentümerstrukturen auch die Anforderungen unterschiedlich sind.

Dass die Verfügungen und Verordnungen in den einzelnen Bundesländern sowohl beim Runterfahren als auch beim Hochfahren unterschiedlich waren, machte es für das bundesweit agierende Unternehmen nicht leichter. Zumal die Regeln auch innerhalb der Bundesländer von den zuständigen Behörden in den Städten unterschiedlich ausgelegt wurden. Es galt genau abzuklären, welche Branche / welcher Mieter öffnen durfte und welcher schließen musste. Auch bei der Erlaubnis für großflächige Einzelhandelsunternehmen, auf 800 qm verkaufen zu dürfen, gab es bei der Grenze unterschiedliche Regelungen, berichtet Stromeyer: „Wir hatten damals eine Standleitung zu unseren externen, beratenden Anwaltskanzleien.“

Nach dem Hochfahren zeichnet sich auch beim HBB-Portfolio und den Assets under Management ein heterogenes Bild ab, je nach Branche und Standort. „Die Frequenzen haben sich insbesondere an den Standorten mit starker Nahversorgung wieder gut entwickelt“, bestätigt der Geschäftsführer den Trend in diesem Markt: „Unsere Fachmarktzentren sind schnell wieder in die Spur gekommen.“ Aber auch Shopping-Center in Mittel- und Kleinstädten sind nach seiner Feststellung besser aus dem „Lockdown“ gekommen. Der „Zieleinkauf“ spielt heute eine größere Rolle, was auch die gestiegenen Durchschnitts-Bons bei einigen Händlern belegen.

Anders die Lage in den Cities mancher Großstädte, wo derzeit die Touristen fehlen und die Menschen aus den Büros in der Nachbarschaft, die immer noch im Homeoffice an der Peripherie arbeiten. Die Entwicklung bei grenznahen Standorten ist laut Stromeyer auch abhängig vom Infektionsgeschehen in den jeweiligen Nachbarländern und den damit eventuell einhergehenden Restriktionen.

Der „Zielkauf“ spielt heute eine größere Rolle

Hinzu kommt, dass zum klassischen Einkaufsbummel weniger Menschen in die Städte oder Center fahren. Sicherheits- und Hygieneregeln wie die maximal zulässige Zahl an Kunden in den Geschäften, die insbesondere in der ersten Zeit zu Schlangen vor den Läden führten, Maskenpflicht und die Einschränkungen in Gaststätten, Cafés und Restaurants beeinträchtigen das Einkaufserlebnis. Stromeyer: „Das sieht man dann zum Teil auch an den Frequenzen und Umsätzen.“

Die aufgezeigte Verschiebung spiegelt auch das Feedback wider, das der Geschäftsführer des HBB Centermanagements von vielen Einzelhändlern – insbesondere aus dem Textilbereich – bekommt, mit zum Teil verblüffenden Wendungen: „Ich höre, dass sich die wohnortnahen Standorte sehr gut entwickeln. Filialen, die eigentlich keine Perspektive hatten und geschlossen werden sollten, sollen nun doch weiterbetrieben werden.“ Nach der Wiedereröffnung registrierte die HBB insbesondere bei den Anbietern von Fahrrädern, Sportgeräten, Spielwaren und Unterhaltungselektronik starke Umsätze – teilweise durch Nachholeffekte mit höheren Umsätzen als im Vorjahr in den ersten Wochen nach der Eröffnung.

Dass dies nicht für alle Branchen gilt, liegt auch an der Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die sich in Kurzarbeit befinden. Die Sorge um den Arbeitsplatz gehört bekanntlich zu den Einflussfaktoren, die den Konsum stark belasten. Mit den Mietern, die sich derzeit im Schutzschirm- oder Insolvenzverfahren befinden, sowie mit deren Insolvenzverwaltern führt das Unternehmen derzeit Gespräche über die Fortführungsmöglichkeiten der Filialen. Bei einigen Unternehmen bleibe die weitere Entwicklung abzuwarten, so Stromeyer. Zumal niemand weiß, wie sich die Pandemie im Herbst und Winter entwickelt.

Erfreulich ist in diesem Kontext, dass für die vorher von Vapiano im Forum Hanau genutzte Fläche ein Nachmieter gefunden und der Mietvertrag unterzeichnet werden konnte. So gibt es laut Stromeyer auch in diesen schwierigen Zeiten gute Nachrichten.

Das gilt aber auch für die Baustellen des Hamburger Entwicklers, wo die Arbeiten weitgehend ohne Probleme und Verzögerungen weiterlaufen konnten. Und wenn doch Engpässe auftraten, wie im März, als ein Bauteil auf Grund der Grenzschließung zu dem betreffenden Land nicht geliefert werden konnte, gelang es durch Improvisation kurzfristig Ersatz aus einem anderen Land zu beschaffen.

Die laufenden Projekte gehen planmäßig an den Start

Vor diesem Hintergrund können die laufenden Projekte laut Stromeyer – ungeachtet der Corona-Pandemie – plangemäß an den Start gehen. So eröffnete das Gänsbach-Center in Hilpoltstein im September, das Forum in Langen geht im November an den Start und das Nahversorgungszentrum in Heiligenhaus folgt im Frühjahr – allesamt starke Nahversorger, die auch beim Mietermix künftig mehr Gewicht bekommen sollen.

Auch die Bauarbeiten am Mixed-Use Projekt Viktoria Karree in Bochum laufen planmäßig. Und der Bau des Westertors in Lübbecke geht jetzt an den Start. Das gilt nach Angaben des Geschäftsführers auch für die Umstrukturierung resp. die Modernisierung der Rathaus Galerie in Essen. Bei der Umstrukturierung des Krohnstieg Centers (Foto: HBB) in Hamburg wurde der erste Bauabschnitt u.a. mit der Eröffnung von Edeka im März und von Decathlon im Mai trotz Corona fertig gestellt.

Beim Blick in die Zukunft sieht Stromeyer günstige Voraussetzungen für die Wachstumsstrategie. So konnte das Unternehmen zum 1. Juli das Center-Management für den Kauf Park Dresden übernehmen. Allerdings dauern Verfahren für die Ausschreibung von Centermanagement-Mandaten auf Grund der Sicherheits- und Hygieneregeln derzeit etwas länger. Stromeyer kündigte aber weitere Übernahmen an.

Anlass zum Optimismus geben hier nach seinen Worten die vermehrten Anfragen für Umstrukturierungsplanungen von Einkaufs- und Fachmarkzentren, aber auch von Warenhausstandorten. Stromeyer: „Hier können wir ja das Rundum-Sorglos für die Eigentümer bieten: Von der Planung über die Umsetzung bis hin zum Management.“ Des Weiteren beschäftigt sich der Entwickler mit dem Ankauf von revitalisierungsfähigen Fachmarkt- und Einkaufszentren, bei denen die Chance besteht, sie mit dem richtigen Konzept wieder zukunftsfähig zu machen.

Bei Shopping-Centern steht auch bei der HBB das Thema Mischnutzung mit der Beimischung von Nutzungsarten jenseits des Einzelhandels auf der Agenda. Dazu gehören laut Stromeyer u.a. städtische Einrichtungen wie Bibliotheken, Bürgerämter, aber auch Fitness-Center, Escape Rooms, Tattoo-Studios und Co-Working-Flächen, Büros und Arztpraxen sowie reale und virtuelle Autohäuser. Ein weiteres Thema sind VR-/ und Lasertag Arenen. „In München haben wir mit SPREE Interactive eine Pop-Up VR-Arena installiert, in der die Besucher derzeit u.a. von Galileo „Mission To Mars" erleben können“, berichtet Stromeyer.

Gespräche führt das Unternehmen auf regionaler Ebene auch mit Messehändlern und Schaustellern, die auf Grund der ausgefallenen Messen, Märkte, Events und Veranstaltungen nach Alternativen suchen. „Die ersten Betreiber haben wir bereits in unseren Centern angesiedelt“, berichtet der Geschäftsführer, „und machen damit sehr positive Erfahrungen. Gerade in Hinblick auf die teilweise abgesagten Weihnachtsmärkte werden wir das jetzt noch verstärken.“

Und schließlich will die HBB auch auf das Thema „Pop-Up-Stores“ setzen und unter eigener Flagge mit „Pop-Up by HBB“ als Inkubator für neue Marken und Konzepte fungieren: „Unsere Zielgruppe sind potenzielle Mieter, die bisher vor langen Laufzeiten zurückschrecken, keine Erfahrung im stationären Handel haben oder die Standorte austesten wollen“, so Stromeyer. Diese Läden wurden in Kooperation mit dem Ladenbauer Umdasch mit einem modularen Ladenbausystem und diversem Zubehör ausgestattet. Der Mieter muss nur seine Ware und das Personal mitbringen.

Zur Unternehmensstrategie gehört auch der Blick über den Einzelhandel hinaus in die Segmente Büros und Wohnungen und auch hier hat die HBB noch einiges vor.