Gallery Shoes 2023

Belebung nach dem Ende von Corona

Areal Böhler in Düsseldorf. Foto: Igedo Exhibitions

Für den Messeveranstalter stand die Gallery Shoes in Düsseldorf vom 5. - 7. März auf dem Areal Böhler vor allem unter drei Schlagworten: „Reges Treiben“, „positive Stimmung“ und mehr „Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Trends“. Präsentiert wurden zur Orderrunde für die Herbst– und Winterkollektion 2023/24 insgesamt 590 Marken, davon 75% aus dem Ausland, wie die Igedo Exhibitions GmbH in ihrem Schlussbericht schreibt.

Dabei liegt der besondere Reiz der Gallery Shoes nach den Worten von Igedo-Geschäftsführerin Ulrike Kähler, darin, dass auf der Messe neben dem Angebot von modischen und hochwertigen Schuhen für Damen, Herren und Kinder als Ergänzung auch verwandte Produkte wie Accessoires und modische It-Pieces geboten werden. Ziel ist es, dem Schuhhandel Ideen an die Hand zu geben, wie er seine Geschäfte durch Mode und Accessoires „aufwerten“ und „emotionalisieren“ kann. Konkret steht laut Kähler der „Outfit-Gedanke im Mittelpunkt“. Denn bekanntlich gehört zum stationären Einzelhandel heute neben dem Verkauf von Waren auch die Vermittlung von Lebensgefühl.

Laut Messegesellschaft bestätigen sowohl die Aussteller als auch die Besucher die Bedeutung des Events nicht nur für die deutschen, sondern auch die internationalen Vertreter der Branche. Das schließt sie aus der Tatsache, dass in diesem Frühjahr mehr Zulauf aus dem Ausland zu verzeichnen war als beim Vorjahrestermin, der aber auch noch von Corona geprägt war. So wurden neben Vertretern aus den Benelux-Ländern und Österreich auch Händler unter anderem aus Italien, Kanada, Palästina, Portugal, Skandinavien, der Türkei und der Ukraine begrüßt.

Vor diesem Hintergrund registrierte Christian Ast, Commercial Director Central Europe der Marke Cole Haan, die erstmals bei der SHOES in Düsseldorf vertreten war, dass die meisten Visitenkarten, die er eingesammelt hat, internationaler Herkunft waren. Mit der Position seiner Marke und der sehr guten Resonanz darauf sei er zufrieden. Offenbar sind im Schuhmarkt Neuheiten gefragt. Auch für Michele Mimo, Sales Agent von Cinzia Valle, ist es wichtig, auf der Messe zu sein: „Nicht nur, was die Order betrifft, sondern auch mit Blick auf die enormen Herausforderungen im Markt. Es gibt so viel Gesprächsstoff.“

In diesem Kontext und mit Blick auf die schwierige Phase, die der stationäre Einzelhandel auch durch die Internet-Konkurrenz durchläuft, wünscht sich Lewin Berner, geschäftsführender Gesellschafter/CEO der Sioux Holding GmbH, dass der

eine oder andere Aussteller seinerseits mehr für seinen Messe-Auftritt tut. Da der Schuhhersteller die Messe für eine sehr wichtige Brancheninstitution hält, setzt er bewusst auf einen attraktiven Messeauftritt mit „Eventatmosphäre“.

Berner: „Wir können als Industrie schließlich nicht wohlfeile Ratschläge in Richtung Handel geben, er möge mehr auf der Fläche tun und gleichzeitig unsere Schuhe in weißen Ikea-Regalen präsentieren.“ Am Ende war er mit dem stets gut besuchten Stand zufrieden. Es habe viel zu tun gegeben. Die nächste Orderrunde für die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2024 bietet sich auf der Gallery Shoes vom 27. – 29. August 2023 – wieder auf dem Areal Böhler in Düsseldorf.

Der stationäre Schuhhandel hat Boden gut gemacht

In diesem Umfeld konnte der stationäre Schuheinzelhandel 2022 die Löcher zumindest teilweise wieder stopfen, die die Zwangsschließungen und Restriktionen zur Pandemie-Bekämpfung gerissen hatten, wie die Berechnungen des Handelsverbands Textil, Schuhe, Lederwaren (BTE) zeigen. Demnach sind die Erlöse der stationären Schuhhändler in Deutschland 2022 – gegenüber 2021 – um 10% oder 1,4 Mrd. Euro gestiegen, während der Online-Schuhhandel etwa 19% – oder  500 Mio. Euro – seiner während der Coronaphase stark gestiegenen Umsätze, verloren hat.

Nach BTE-Berechnungen wuchs das Marktvolumen mit Schuhen hierzulande im Vorjahr um fast 10% auf insgesamt etwa 11,5 Mrd. Euro. Den Erfolg der stationären Händler führt der Verband darauf zurück, dass die Geschäfte im gesamten Jahr 2022 geöffnet waren. Im Corona-Jahr 2021 mussten sie für fünf Monate schließen. Dass weder die von Januar bis März 2022 geltende 2/3-G-Regelung noch die bis April resp. Mai zum Teil geltende Maskenpflicht in den Geschäften die Lust auf den Einkaufsbummel im Schuhgeschäft verderben konnte, wertet der Verband als Beleg für die Magnetwirkung von realen Geschäften. Allerdings blieb das Marktvolumen 2022 immer noch um 2,5% unter dem Vor-Corona-Jahr 2019 zurück. Wie sehr die Corona-Restriktionen den stationären Einzelhandel 2020/2021 letztlich belastet haben, zeigt die Tatsache, dass die Branche in den ersten fünf Monaten des Vorjahres trotz Ausbruch des Ukraine-Kriegs noch deutliche nominale Umsatzsteigerungen verzeichnen konnte – bis die deutlich steigenden Energiepreise und die heißen Sommermonate die Dynamik der Umsatzentwicklung zunächst abbremsten.

Für den nächsten Umsatzschub im September war laut BTE zum einen die Entwicklung des Wetters verantwortlich und zum andern die Auszahlung der Energiepreispauschale, die den Haushaltsetat etwas entlastete. Und schließlich beflügelte die Kältephase von Mitte November bis kurz vor Weihnachten vor allem den Verkauf von Winterschuhen, Stiefeln, Boots und Trekking- sowie Outdoorschuhen. Und schließlich bot die Tatsache, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder mehr Veranstaltungen gab, Grund, sich zu diesem Anlass neue Schuhe zu kaufen.

„Relativiert werden die Umsatzergebnisse allerdings durch deutliche Kostensteigerungen, die dem Schuhhandel durch höhere Energiepreise, höhere Mieten und auch gestiegene Gehälter entstanden sind“, wie der Verband mitteilt: „Dadurch wurden die Erträge/Gewinne der Schuhhändler deutlich geschmälert.“

Nach Feststellung des Bundesverbands der Schuh und Lederwarenindustrie sind die Erzeugerpreise bei Schuhen im vergangenen Jahr um 6% gestiegen. Nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert hat sich der Preisauftrieb auch im Januar dieses Jahres fortgesetzt und eine Abschwächung sei derzeit nicht abzusehen. Nach Preissteigerungen von jährlich durchschnittlich 1% in den vergangenen Jahren spricht er deshalb nun von „einer Zeitenwende“.

„Deshalb bleibt die Branche vorsichtig und abwartend in ihrer Einschätzung, wie sich die Preissteigerung auf den Gesamtkonsum und den Kauf von Schuhen 2023 auswirken wird“, schreibt der Industrieverband. Bleibe die Inflation im Jahr 2023 hoch, dann könnte das auch Folgen für die Auftragslage haben.