rv DÜSSELDORF. Dem Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung Schuhen und Lederwaren fehlt im Jahr 2025 der Schwung. Allein im August gingen die Erlöse nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahr real um 1,1% und nominal um 0,6% zurück – in den ersten acht Monaten lag das Minus bei real -2,1% (nominal -1,6%), während der Einzelhandel insgesamt bislang um real 2,4% und nominal um 3,6% zulegen konnte.
Bereits im vergangenen Jahr musste der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ein Minus von nominal -3,4% (real -5,6%) hinnehmen, während der gesamte Einzelhandel um nominal 2,2% (real 1,1%) gewachsen ist. Der genauere Blick zeigt allerdings, dass dieses vor allem dem Online-Handel geschuldet war, denn der Internet- und Versandhandel konnte 2024 deutlich um nominal 16,9% (real 16,3%) zulegen, während der Einzelhandel in Verkaufsräumen Einbußen von nominal -0,3% (real -2,1%) hinnehmen musste.
Dabei war das Angebot an Bekleidung in Deutschland gegenüber dem Jahr 2023 nach Berechnungen des Handelsverbands Textil, Schuhe, Lederwaren (BTE) auf Basis der Import- und Exportstatistiken im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Konkret lag die sogenannte „Inlandsverfügbarkeit“ 2024 demnach bei knapp 4,08 Mrd. Bekleidungsteilen. Das waren etwa 480 Mio. Teile mehr als noch 2023. Damals hatte die Branche – offenbar auf Grund eines Nachholeffekts nach dem Ende der Pandemie – noch ein Umsatzplus von nominal 3,7% (real 2,6%) erzielt. Im Jahr 2022 hatte die Inlandsverfügbarkeit mit 4,46 Mrd. Bekleidungsartikeln noch deutlich über dem Vorjahreswert gelegen. Hier hat sich die Branche offenbar angepasst.
Vor dem Hintergrund der schwächelnden Nachfrage nach Bekleidung im Jahr 2024 dürfte das erhöhte Mode-Angebot die Preise und damit die Margen in der Branche entsprechend unter Druck gesetzt haben. Im Modehandel gilt generell ein weltweites Überangebot an Waren als Problem. Hinzu kommt in Deutschland die häufig zu frühen Lieferungen der Kollektionen oft vor dem Saisonbeginn – beispielsweise Herbst- und Winterware in den Sommermonaten – wodurch der Verkauf wetterbedingt nicht selten erschwert wird.
„Rein statistisch entfiel demnach im vergangenen Jahr auf jeden der aktuell 83,5 Mio. Einwohner Deutschlands ein Angebot von knapp 49 neuen Bekleidungsstücken – inklusive Sport- und Berufsbekleidung, ohne Schuhe und Lederbekleidung“, teilt der BTE dazu mit. Im Jahr 2022 hatte dieser Wert noch bei rund 53 Teilen pro Person gelegen. Auch bei Schuhen ist das Marktangebot im vergangenen Jahr nach den Berechnungen des Verbands gegenüber dem Jahr 2023 um 32 Mio. auf 298 Mio. Paar gestiegen. Statistisch gesehen bedeutete das ein Inlandsangebot von 3,5 Paar Schuhe pro Person. Dabei wurden die Schuhkäufe von ausländischen Touristen – es wurden im Vorjahr etwa 85 Mio. Übernachtungen gezählt – sowie von Einkaufs-Grenzgängern und die nicht erfassten Direkt-Importe der Endverbraucher über asiatische Plattformen wie Shein und Temu laut BTE in den Zahlen nicht erfasst.
Den größten Teil des Bekleidungsangebots machten hierzulande Kleinteile wie etwa Strumpfwaren/Strumpfhosen, Wäsche/Dessous, Handschuhe, Schals, Mützen und T-Shirts sowie Unterhemden aus. Bei insgesamt 2,5 Mrd. Bekleidungsstücken kommen – gemessen an den 83,5 Mio. Einwohnern – etwa 30 Kleinteile auf jede Person. Damit machen Kleinteile laut BTE 61,9% des Angebots aus. „Bekanntlich unterliegen diese Artikel oft einem schnellen Verschleiß und/oder sollten aus hygienischen Gründen regelmäßig gewaschen bzw. erneuert werden“, erläutert der Verband.
Deutlich geringer ist dagegen der Anteil, der auf Großteile entfällt. Hier kommen 19 Artikel auf eine Person und Jahr. Das macht laut BTE 38,1% des Marktangebots aus. Bei Mänteln,Anoraks und Jacken lag die Inlandsverfügbarkeit für Damen, Herren und Kinder z.B. bei knapp 132 Mio. Teilen. Das macht statistisch gesehen 1,6 neue Teile pro Person. Bei Pullovern/Strickjacken waren es 333 Mio. Teile – 4,0 Teile pro Person – und bei Blusen/Hemden 186 Mio. Teile – 2,2 Teile pro Person. Zu den Gründen für die Neuanschaffung gehören auch bei diesen Artikeln laut BTE vor allem der Verschleiß. Andere Gründe können aber auch die Anschaffung zu einem besonderen Anlass sein, oder einfach, weil es gefällt. Vor allem bei Kinderbekleidung kommt es aus nachvollziehbaren Gründen zu regelmäßigen Neuanschaffungen, weil Kinder sehr schnell aus der Kleidung herauswachsen.



