Frequenzzählungen

Auf dem Rückweg zur Normalität?

Einkaufsmeilen wie die Schadowstraße füllen sich wieder. Foto: R.Vierbuchen

rv DÜSSELDORF. Beim Vergleich der aktuellen Besucherzahlen in den Einkaufsstraßen namhafter deutscher Innenstädte mit den Zahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 sieht der Immobilienberater Comfort Licht am Ende des Tunnels. Verglichen hat er die vom Start-up Hystreet.com erfassten Besucherzahlen in namhaften Einkaufsstädten aus dem April der Jahre 2019 bis 2022.

Gründe für die spürbare Belebung in den Innenstadtlagen im April dieses Jahres – gegenüber 2020 und 2021 – sind laut Olaf Petersen, Geschäftsführer bei Comfort und Leiter Research, der Wegfall der Maskenpflicht und der Beschränkung der Besucherzahlen, die ein Geschäft betreten dürfen, sowie der Wegfall der Homeofficepflicht. Daraus zieht er den optimistischen Schluss, dass spätestens bei einem längerfristigen Wegfall solcher Beschränkungen im Einzelhandel die Voraussetzungen gut sind, dass die Frequenz in den Cities auch wieder ein Normalniveau wie in Vor-Corona-Jahren erreichen kann.

Denn die zentrale Frage, die viele umtreibt, ist, ob die Bürger auch in normalen Zeiten am verstärkten Online-Einkauf festhalten oder ob das Bedürfnis der Menschen nach innerstädtischen Erlebnissen in beliebiger Kombination mit Einkaufen, Essen gehen, Kino-/Theaterbesuch, Freunde treffen usw. doch stärker ist. Petersen sieht nach der jüngsten Belebung für die Rückkehr zur Normalität durchaus Anzeichen.

Auch der bereits im vergangenen Jahr – gegenüber 2020 – registrierte deutliche Anstieg bei den Neuvermietungen im Handelsimmobilienmarkt ist für Petersen ein Indiz, dass die Einzelhändler und Handelsketten eine Belebung erwarten und sich auf die Zeit nach Corona einstellen und sich strategisch mit neuen Standorten positionieren. Immerhin sind die Bedingungen auf dem Vermietungsmarkt relativ günstig.

Der Blick auf die jüngsten April-Zahlen zeigt laut Comfort, dass „alte Bekannte“ wie die Top-Lagen von München mit 7 532 gezählten Passanten pro Stunde und Köln mit 7 262 auch in der jetzigen Situation wieder die Spitzenplätze belegen. Eher unerwartet ist der dritte Platz der Georgstraße in Hannover mit 5 681 Passanten. Untersucht hatte Comfort zudem Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg sowie die Mittelstädte Nürnberg, Hannover, Münster, Mannheim und Leipzig.Analysiert  wurden die Durchschnittswerte pro Stunde an den Samstagen als Top-Einkaufstag der Woche im April der Jahre 2019 bis 2022 mit den Ladenöffnungszeiten zwischen 8 und 20 Uhr, sofern diese durch Hystreet.com durchgehend erhoben wurden.

Der Vergleich mit den Vor-Corona-Zahlen von 2019 zeigt vor allem für München, dass bis zum Erreichen der Normalität noch viel Luft nach oben besteht. Denn vor drei Jahren lag die Zahl der stündlich gezählten Passanten noch bei 10 913. Das ist unter allen betrachteten Städten die größte Differenz zwischen 2019 und 2022. „Für München als Spitzenreiter wiegt der Verlust an internationalen Touristen offenbar am schwersten“, schreibt Comfort in seinem Bericht. Internationale Touristen haben gerade für Münchens Einzelhandel große Bedeutung. Und hier wirken sich auch die aktuellen geopolitischen Probleme aus.

Der Unterschied in der Kölner Schildergasse liegt bei den 7 262 Passanten in diesem Jahr gegenüber den 2019 gezählten 8 326, in der Georgstraße in Hannover waren es vor drei Jahren noch 6 441 Besucher, in der Stuttgarter Königstraße stehen 4 996 gezählte Besucher den 6 812 gezählten von vor drei Jahren gegenüber und in der Spitaler Straße in Hamburg 5 188 gegenüber 5 659. Hier ist der Unterschied relativ klein. In den untersuchten B-Städten liegen die Differenzen laut Comfort in einer ähnlichen Größenordnung wie in den Großstädten. Dass in der Schadowstraße in Düsseldorf in diesem April mit 5 363 mehr Passanten als 2019 mit 4 567 gezählt wurden, liegt an der Tatsache, dass die Haupteinkaufslage vor drei Jahren durch massive Baumaßnahmen stark beeinträchtigt wurde. Erst in diesem Jahr wurden die Neugestaltung der Einkaufsmeile abgeschlossen.

Erfreulicherweise nähern sich laut Petersen die Zahlen nach dem Ende der meisten Einschränkungen für Handel und Gastronomie nun wieder den Zahlen vor Ausbruch der Corona-Pandemie an. Und auch die massive Verunsicherung der Verbraucher durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine scheine sich derzeit wenig auf die Besucherzahlen in den Innenstädten auszuwirken.