Galeria-Neuausrichtungen

Auf dem langen Weg in die Zukunft

Galeria Kleve gehört auch zu den umgebauten Warenhäusern. Foto: Galeria

rv DÜSSELDORF. Am 31. Juli 2024 hat der Warenhausbetreiber Galeria Karstadt Kaufhof das dritte Insolvenzverfahren in vier Jahren hinter sich gelassen, um mit neuen Eigentümern, neuen Konzepten und dem auf „Galeria“ verkürzten Namen in die Zukunft zu starten. Als mittelständisches Unternehmen mit 83 Warenhäusern wollen Management und Eigentümer beweisen, dass diese Vertriebsform des Handels auch heute noch Bestand hat.

Dabei sieht der CEO von Galeria, Olivier Van den Bossche (Foto: Galeria), die mittelständische Struktur des Unternehmens im Zusammenspiel mit den beiden Family Offices, der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA, als Eigentümer bei der Bewältigung dieser Aufgabe durchaus als Vorteil. „Das ermöglicht uns wesentlich schnellere Entscheidungswege und eröffnet neue Möglichkeiten“, teilte er in einem Interview mit dem Newsletter des EHI Retail Institutes„Stores + Shops“ zum Jahresende mit: „Wir profitieren hier vom guten Netzwerk unseres Eigentümers und führen beispielsweise aktuell Gespräche mit Marken, die es bisher im deutschen Markt noch nicht gibt.“ Seinen Hauptsitz wird Galeria künftig nach Luxemburg verlagern und einen Aufsichtsrat wird es nicht mehr geben.

Dass dieser Weg der Neuausrichtung weit ist, hatte der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus von der Kanzlei BRL in Hamburgbereits angedeutet, als er sich zum Abschluss des Insolvenzverfahrens Ende Juli 2024 mit Blick auf die übliche Schonfrist für Politiker von 100 Tagen für die neuen Eigentümer und das Management „am besten gleich 300 Tage“ gewünscht hatte, „um das künftige Konzept Schritt für Schritt umzusetzen“.

Eines der Probleme für den Warenhausbetreiber: Als etwa die neue Mode-Kollektion für den Verkauf in der Winter-Saison im vergangenen Februar geordert werden musste, befand sich das Unternehmen im Insolvenzverfahren, was den Einkauf erschwerte. Grundlegende Neuerungen im Sortiment dürften deshalb vor allem in der Frühjahrs-/Sommerkollektion zu sehen sein, die zum Ende des Insolvenzverfahrens geordert wurde.

Wie Van den Bossche im Interview mit Stores + Shops zur neuen Strategie ausführt, sollen die Lieferketten im Zuge der Neuausrichtung stärker an die lokale Nachfrage angepasst werden. In diesem Kontext wird Galeria nicht mehr das gesamte Sortiment in allen 83 Häusern gleichermaßen anbieten, sondern sich stärker an der Nachfrage vor Ort ausrichten. Dabei liegt der besondere Fokus auf den als „Signature Categories“ genannten Sortimentsschwerpunkten Schuhe, Handtaschen, Schönheit und Wäsche, die im Erdgeschoss etabliert werden sollen.

Stärkere Ausrichtung am lokalen Bedarf

In diesem Kontext teilt der CEO die Warenhäuser in zwei Kategorien ein: Einerseits die „normalen“ Warenhäuser in kleineren und mittelgroßen Städten sowie Stadtteilen und andererseits die Großstadt-Warenhäuser, die Flagship-Filialen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Wie Van den Bossche im Interview versichert, wird die Bedeutung jeder Filiale für ihren Standort individuell bewertet und die Sortimente und Services werden an den Bedürfnissen vor Ort ausgerichtet.

Im Rahmen der neuen Strategie setzt Galeria künftig vermehrt auf strategische Partnerschaften mit Händlern, die in bestimmten Sortimenten mehr Expertise aufweisen als Galeria, um das Angebot im Sinne der Kundschaft zu optimieren, wie der Galeria-CEO auch bereits früher bereits angekündigt hatte. Als ein Beispiel nennt Van 

den Bossche die Partnerschaft mit dem Discounter Lidl, der im Food-Segment Flächen in zwei Galeria-Häusern in Berlin übernimmt, um hier sein City-Konzept zu betreiben, das zugleich integraler Bestandteil von Galeria sein wird. Es ist aber auch geplant, an manchen Standorten Flächen für andere Nutzungsformen abzugeben oder an den Vermieter zurückzugeben.

Beim wichtigen Mode-Sortiment (inkl. Schuhe und Accessoires), das etwa zwei Drittel des Galeria-Umsatzes ausmacht, soll nach den Worten von Marc Cristofolini (Foto), Director Strategy, Real Estate und Transformation, der Multilabel-Anteil erhöht werden und in Kombination mit Ankermarken in Shop-Konstellationen „für eine gesunde Mischung“ gesorgt werden, wie er gegenüber „Stores + Shops“ erklärt. Und für die Eigenmarken wie Galeria, Eminent und Moncara, an denen der Warenhaus-Betreiber im Interesse seiner Profilierung und seiner Margen festhalten wird, sind zur besseren Präsentation größere Flächen oder eigene Shops vorgesehen. Auch an den Sortimenten Spielwaren und Kinder-Konfektion will Galeria festhalten – nicht zuletzt, um auch weiterhin die Mitte der Gesellschaft anzusprechen.

An dem vor drei Jahren noch unter dem früheren Eigentümer Signa gestarteten Umbau-Programm bei den Filialen halten auch die neuen Eigentümer fest. Insgesamt wurden laut Marc Cristofolini bislang elf Warenhäuser umgebaut und zuletzt die Filiale in Bamberg nach dem Umbau wiedereröffnet. Teilweise wird der Umbau vom Vermieter mitfinanziert. Im Rahmen eines zwölf Monate dauernden Umbauprozesses – von der ersten Planung bis zur Fertigstellung – werden das Layout und die Positionierung von Marken und Sortimenten mit der Einkaufs- und Vertriebsabteilung festgelegt. Da Tageslicht für eine angenehmere Atmosphäre sorgt, werden vielfach die Fassaden geöffnet. Und bei der Auswahl des neuen Mobiliars arbeitet das Galeria-Management auch intensiv mit den Lieferanten zusammen.

Für den Einkauf und damit für die Sortimentsentscheidung bleibt die Zentrale verantwortlich, wobei aber die Geschäftsführer der Filialen einen wichtigen Input leisten und mit eingebunden werden. Zur Aufgabe der Geschäftsführer in den Filialen gehört es aber auch, lokale Aktivitäten und Events zu planen und voranzutreiben. Laut Cristofolini soll es im Interesse des Erlebniskaufes künftig mehr solcher Aktionen geben.

Ein weiteres Thema ist für Galeria, dass das Personal auf der Verkaufsfläche gestärkt werden soll. Mit Blick auf die Tatsache, dass der stationäre Einzelhandel vor allem mit einer guten Beratung im Wettbewerb mit der Online-Konkurrenz punkten kann, ist das eine wichtige Maßnahme. Hier wurde laut Van den Bossche nicht weiter abgebaut, sondern im Gegenteil für das Weihnachtsgeschäft wurden massiv neue Arbeitsplätze zur Unterstützung beim Verkauf geschaffen. Zudem sollen die Mitarbeiter mit Schulungen weiter qualifiziert werden, wie er im Interview versichert.