Frequenzmessungen

Anzeichen für die Rückkehr zur Normalität

Die Einkaufsstraßen füllen sich wieder. Foto: R: Vierbuchen

rv DÜSSELDORF:Nach zwei Jahren Corona und stark wachsenden Online-Umsätzen haben die Bundesbürger ihr Interesse am persönlichen Einkauf in den Innenstädten nicht verloren. Denn nach Feststellung von Hystreet.com bewegt sich die im ersten Halbjahr 2022 gemessene Frequenz – nach einem sehr verhaltenen Start in den ersten Monaten – wieder in Richtung Vor-Corona-Niveau. Daran ändere auch das schwierige wirtschaftliche Umfeld nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs nichts.

Diesen Trend bestätigen auch die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts für die ersten fünf Monate des Jahres 2022. Demnach ist der Umsatz im Einzelhandel in Verkaufsräumen, also im stationären Einzelhandel, gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 6,3% und nominal um 11,8% gewachsen. Im Gegenzug hat der Internet- und Versandhandel real -10,5% und nominal -6,9% an Umsatz verloren. Das heißt: Die Bundesbürger haben Einkäufe vom Online-Shop wieder in das reale Geschäft zurück verlagert.

Das Kölner Startup-Unternehmen Hystreet.com, das für die Untersuchungen via Laserscanner die Passanten-Frequenzdaten an 365 Tagen rund um die Uhr in 17 ausgewählten Städten an 25 Messpunkten in Einzelhandelslagen in Echtzeit gemessen hat, leitet den Aufwärtstrend aus dem spürbar sinkenden prozentualen Unterschied in diesem Jahr zum Corona-Jahr 2021 ab. Lag die Frequenz im ersten Halbjahr 2021 bedingt durch den langanhaltenden Lockdown bis in den Mai hinein noch um 59% unter dem Niveau des Jahres 2019, so ist der Frequenzunterschied in diesem Jahr auf durchschnittlich -15% geschmolzen.

„Klammert man die ersten Monate im Jahr 2022 aus, die noch durch coronabedingte Beschränkungen geprägt waren, und betrachtet nur die Monate Mai und Juni 2022, so erreichten die Passantenfrequenzen mit einem Abstand von nur noch -3% fast schon wieder das Vorkrisenniveau von 2019“, schreibt Hystreet.com. Aus Sicht von Julian Aengenvoort, Geschäftsführer der hystreet.com GmbH, stimmt damit die grundsätzliche Richtung, vor allem wenn man bedenke, dass sich die Inflation seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar beschleunigt und sich die gesamtwirtschaftliche Lage verschlechtert habe. Das zehrt an der Kaufkraft der Bundesbürger.

Wie zu erwarten war, verläuft die Erholung aber noch nicht in allen Städtekategorien gleichmäßig gut. Tendenziell zeigen die großem Metropolen München, Köln, Berlin und Hamburg, die unter den Zwangsschließungen etwa durch das Fernbleiben von Tagestouristen und internationalen Touristen am meisten gelitten haben, im ersten Halbjahr laut Hystreet.com „noch die deutlichste Lücke zum Vor-Corona-Niveau“.

Mit den Lockerungen und der Belebung des Städtetourismus sei die Frequenzkurve in den vergangenen Wochen aber auch hier wieder nach oben gegangen. Dagegen haben sich Städte wie Osnabrück, das nur noch um 3% unter dem Niveau von 2019 liegt oder von Mannheim und Nürnberg mit jeweils -5% in den ersten sechs Monaten überdurchschnittlich gut erholt.

Dennoch ist der Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf 2022 nicht leicht. Denn vieles wird laut Hystreet.com von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen, die durch die Störung der Lieferketten im Zuge des Ukraine-Kriegs, die explodierenden Energiekosten und die zunehmende Inflation beeinträchtigt wird. Das schmälert die Kaufkraft und das Angebot im Handel. „Mittel- bis längerfristig werden die Passantenfrequenzen aber wieder zu gewohnter Stärke zurückkehren, denn die Innenstädte sind und bleiben der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens“, glauben Aengenvoort und sein Geschäftsführer-Kollege Nico Schröder.

Das im Jahr 2018 gegründete Start-up-Unternehmen Hystreet.com aus Köln misst mit Laserscannern rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr die Passantenfrequenzen inzwischen an über 200 Standorten in 89 Städten in insgesamt sechs Ländern. Die Daten können in Echtzeit auf der Online-Plattform des Unternehmens kostenfrei abgerufen werden.