rv DÜSSELDORF. Als die Inflationsrate in der Euro-Zone im vergangenen September auf 1,7% sank, haben nicht wenige geglaubt, nachdem die Teuerungsrate unter die Zielmarke der Europäischen Zentralbank von um die 2% gesunken war, sei die Zeit für kontinuierliche Zinssenkungen gekommen. Seither ist die Inflationsrate in Deutschland wieder auf 2,6% und in der Euro-Zone auf 2,4% gestiegen. In diesem Umfeld haben das Ifo Institut und das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik ihren Economic Experts Survey über die globalen Inflationserwartungen von Ökonomen veröffentlicht.
Dabei ist die Einschätzung der 1 398 Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus 125 Ländern, die zwischen dem 4. und 18. Dezember 2024 befragt wurden, ziemlich eindeutig: „Die Erwartungen an die kurzfristigen Inflationsraten sind nicht weiter gesunken“, heißt es im jüngst vorgelegten Economic Experts Survey (EES), der quartalsweise vom Ifo Institut und dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik veröffentlicht wird: „Auch die langfristigen Inflationserwartungen bleiben auf einem relativ hohen Niveau“, heißt es weiter. Konkret rechnen die Ökonomen demnach weltweit bis zum Jahr 2028 „mit anhaltend hoher Inflation“.
Bei ihren globalen Inflationserwartungen gehen die Expertinnen und Experten wie bereits im dritten Quartal 2024 unverändert davon aus, dass die Inflationsrate in diesem Jahr bei durchschnittlich 3,9% liegen wird. Und bei ihren Erwartungen für 2026 liegen sie mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 3,5% nur um 0,4 Prozentpunkte unter dem Wert für 2025. An diesem Wert von 3,5% wird sich aus Sicht der Experten bis zum Jahr 2028 auch nichts ändern. Im dritten Quartal hatten die Ökonomen allerdings noch einen Wert von 3,6% erwartet. Damit dürfte das Thema Inflation in den nächsten Jahren also relevant bleiben.
Von großer Relevanz für die Kapitalmärkte dürfte sein, dass die kurzfristigen Inflationserwartungen der Ökonomen über den Zielen der Zentralbanken liegen, wobei die Durchschnittswerte je nach Weltregion naturgemäß sehr unterschiedlich sind. So wird für 2025 die niedrigste Inflationsrate mit 2,1% in Westeuropa erwartet. Das liegt zwar auf der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von gut 2%, doch liegen die Erwartungen für andere Teile Europas wie etwa Südeuropa bei 3,5% und für Osteuropa bei 7,5% – und damit über den Inflationszielen der Zentralbanken.
Die Erwartungen für Nordamerika, Ozeanien und Nordeuropa liegen zwischen 2,6% und 2,7%. Besonders groß sind die Unterschiede laut Economic Experts Survey zwischen den Teilregionen in Asien. Denn während die Erwartungen in Ostasien mit 2,9% und in Südostasien mit 3,2% im Vergleich zu den Inflationszielen nur leicht erhöht sind, liegen die Erwartungen für West-, Süd- und Zentralasien mit 7,3%, 7,4% bzw. 11,1% deutlich höher. Im zweistelligen Bereich liegen – abgesehen von Südafrika mit 4,4% – auch alle anderen afrikanischen Regionen. Für Westafrika werden sie bei 10,8%; für Zentralafrika bei 13,5%; für Ostafrika bei 27,6% und für Nordafrika bei 37,2% gesehen.
Auf lange Sicht – bis zum Jahr 2028 – erwarten die Experten in den Weltregionen eine Inflation mit unterschiedlicher Dynamik. So soll die Inflationsrate in drei Jahren in Westeuropa bei 2,0% liegen, in Nordeuropa bei 2,5% und in Ozeanien bei 2,5% und damit zu den von den Zentralbanken angestrebten Inflationsrate von 2% zurückkehren oder sich de m Wert zumindest stark annähern. Höher sind die langfristigen Inflationserwartungen für Südeuropa mit 2,7%, für Nordamerika mit 2,9%, für Osteuropa mit 4,8%, für Ostasien mit 3,0%, Südamerika mit 2,5% und Asien mit 3,5%. In Zentral- und Ostafrika sollen sie sogar 17% und 44% erreichen.